Tagebuch einer Wanderung zum Everest Base Camp
Willkommen im Herzen des Himalayas – Nepal, ein Land voller atemberaubender Schönheit und faszinierender Kultur. Meine Reise nach Nepal war im Oktober 2022 während meiner Weltreise, als ich mich auf den Annapurna Circuit Trek begab. Schon damals hinterließ dieses Land einen bleibenden Eindruck durch seine majestätischen Berge und die herzliche Gastfreundschaft seiner Bewohner. Während meiner Wanderung traf ich auf Tenzin, einen jungen Tibeter, der mich anschließend einlud, ihn in Kathmandu zu besuchen. Hier verbrachten wir nur einige Stunden miteinander, führten tiefgründige Gespräche über das Leben, den Buddhismus und Tibet und spielten mit seinen Freunden Basketball. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich eines Tages nach Nepal zurückkehren würde. Mitte April war dieser Tag gekommen. Mit einer Gruppe wanderlustiger Männer und Frauen aus meiner Heimat Thüringen im Schlepptau, organisierte ich eine Wanderung zum Everest Base Camp, um die unvergleichliche Schönheit und Spiritualität Nepals erneut zu erleben.
Nachdem ich bereits einige Tage früher als meine Reisegruppe in Nepal angekommen war, nutzte ich die Zeit, um mich mit Saroj, dem Geschäftsführer des nepalesischen Reiseunternehmens, das unser Wanderabenteuer organisiert hatte, zu treffen. Es war mir wichtig, die letzten Details zu besprechen und sicherzustellen, dass alles reibungslos verlaufen würde. Außerdem genoss ich die Wiedersehensfreude mit meinem Freund Tenzin, den ich seit anderthalb Jahren nicht mehr gesehen hatte. Es war ein herzliches Wiedersehen, das die Vorfreude auf die kommenden Abenteuer noch steigerte.
Samstag, 13.April: Kathmandu (1400m)
Heute war es dann endlich soweit – ich machte mich auf den Weg zum Flughafen, um meine deutsche Reisegruppe zu empfangen. Für Katja, Patricia, Julia, Sebastian und Detlef war es eine Premiere, Nepal zu besuchen, und ich spürte die Aufregung und Neugierde in der Luft, als ich sie begrüßte. Wir fuhren zu unserem Hotel in Thamel, dem lebhaften touristischen Viertel Kathmandus. Dort erhielten wir ein detailliertes Briefing von Saroj und unserem Guide Shiva. Sie zeigten uns auf der Karte den bevorstehenden Weg, erklärten wichtige Verhaltensweisen und überprüften unsere Ausrüstung. Anschließend unternahmen wir einen Spaziergang durch Thamel, wo wir hunderte von kleinen Geschäften mit Trekkingausrüstung, Souvenirs und Bekleidung entdeckten, sowie unzählige Restaurants, Street Food-Shops und Cafés. Am Abend genossen wir das traditionelle nepalesische Gericht Dhal Bat beim Willkommensessen.
Sonntag, 14. April: Kathmandu – Lukla (2860m) – Phakding (2610m)
Nach einer kurzen Nacht (3 Uhr war Abfahrt) erreichten wir gegen 8 Uhr Morgen den Ramechap Airport in Manthali, etwa 130 km von Kathmandu entfernt. Die Straßen dorthin waren herausfordernd, mit zig Baustellen, noch mehr Schlaglöchern und etlichen unebenen Abschnitten. Leider hatten wir auch eine Reifenpanne, die uns mehr als eine Stunde kostete und dazu führte, dass wir unseren ursprünglich geplanten Flug nach Lukla um 8 Uhr verpassten. Erst um 13:45 Uhr hoben wir schließlich ab. Die Landung in Lukla war ein weiteres aufregendes Ereignis, denn dieser Flughafen gilt als einer der gefährlichsten der Welt. Seine kurze Landebahn, die steile Piste und das wechselhafte Wetter machen ihn zu einer Herausforderung für Piloten und Passagiere gleichermaßen. In Lukla trafen wir schließlich unsere drei Sherpas Nagendra, Milan und Milan, die uns begleiten sollten. Gemeinsam machten wir uns auf die erste Etappe unserer Wanderung von Lukla nach Phakding.
Montag, 15. April: Phakding – Namche Bazaar (3440m)
Unser Ziel für heute war Namche Bazaar, und der Weg dorthin war voller Abenteuer. Wir überquerten zahlreiche Hängebrücken, überwanden unzählige Treppenstufen und begegneten einer Vielzahl von Eseln und Kühen, die den gleichen Pfad teilten. Oft mussten wir den Lastentieren den Vorrang lassen, was zu kleinen Staus an Brücken und Engstellen führte. Doch dabei wurde uns auch bewusst, wie viele Menschen diesen Trek bereits bewältigt hatten. Trotz der Herausforderungen war unsere Gruppe immer noch bester Laune. Unsere Sherpas, die jeweils mit zwei Taschen beladen waren (etwa 25 kg), bewiesen bereits unglaubliche Ausdauer und Stärke, denn der Weg hinauf nach Namche war steil und schwierig. Der Höhepunkt des Tages war zweifellos die Überquerung der Hillary Bridge, die 125 m über dem Fluss hängt und eine Länge von etwa 140 m hat.
Dienstag, 16. April: Namche Bazaar – Khumjung (3790m)
Mein frühes Aufstehen belohnte mich mit einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge, darunter der majestätische Kongde Ri mit seinen imposanten 6187 Metern Höhe. Doch die Freude währte nur kurz, denn bald zog sich der Himmel zu. Heute stand unser erster Akklimatisierungstag an, und wir beschlossen, nicht in Namche zu bleiben, sondern nach Khumjung zu wandern und dort zu übernachten. Diese kleinere Wanderung war ebenfalls ideal, um sich an die Höhe anzupassen. Auf dem Weg passierten wir den höchsten Flughafen der Welt in Syangboche, der heute nur noch für Helikopter genutzt wird. Dann ging es weiter zum Everest View Point, leider ohne Aussicht auf den höchsten Berg der Welt, aufgrund des schlechten Wetters. In Khumjung, einem kleinen idyllischen Dörfchen, angekommen, nutzten wir den Rest des Tages zum Ausruhen, Lesen, Wäsche waschen und Erkunden des Dorfes. Wir besuchten das buddhistische Kloster und lauschten den Mönchen beim Rezitieren verschiedener Texte, darunter Sutras und Mantras, die zentrale Lehren des Buddhismus übermitteln. Am Abend wärmten wir uns alle am Ofen des Gemeinschaftsraumes, genossen ein leckeres Abendessen und spielten eine Runde Karten.
Mittwoch, 17. April: Khumjung – Pangboche (3985m)
Die Nacht hatte Regen gebracht, doch der Morgen begrüßte uns mit kühler Frische, einem klaren Himmel und strahlendem Sonnenschein, der die umliegenden Berge in ein weißes Schneekleid hüllte. Ein Anblick, der uns alle in Staunen versetzte. Heute führte unser Weg nach Pangboche. Zunächst ging es bergab zum Fluss, gefolgt von einem langen, anspruchsvollen Aufstieg.
Unsere Gruppe teilte sich, Shiva und ich übernahmen jeweils die Führung der kleineren Gruppen. Dabei war es wichtig, niemals zu schnell zu gehen, um die Höhenkrankheit zu vermeiden. Ein zu schnelles Tempo kann zu Sauerstoffmangel führen und die Anpassung an die Höhe erschweren.
Zur Mittagszeit erreichten wir schließlich Tengboche, eine malerische Anhöhe, von der aus wir zum ersten Mal den majestätischen Mount Everest, die beeindruckende Ama Dablam und den imposanten Lhotse erblickten. Es war ein überwältigender Moment, der uns das Gefühl gab, endlich im Herzen des Himalayas angekommen zu sein. Besonders glücklich machte uns dieser Anblick, als Guide Shiva erklärte, dass manche Wanderer auf diesem Trek den Everest aufgrund des Wetters nie zu Gesicht bekommen.
Donnerstag, 18. April: Pangboche – Dingboche (4410m)
Die Nacht verlief unruhig, denn anscheinend hatte ich etwas Falsches gegessen und bekam Magenprobleme. Auch zum Frühstück konnte ich kaum etwas hinunterbekommen, und das machte sich auf unserer Etappe nach Dingboche bemerkbar. Obwohl ich mich zu Beginn noch recht gut fühlte, verschlechterte sich mein Zustand zunehmend. Trotzdem erstrahlten die Berge in ihrer vollen Pracht, und ich konnte ihre Schönheit nur bewundern. Doch mein Energielevel sank mit jeder Stunde, bedingt durch fehlenden Schlaf, ein unzureichendes Frühstück, Magenprobleme und leichte Kopfschmerzen.
Als wir schließlich in der Unterkunft in Dingboche ankamen, legte ich mich sofort schlafen. Ich hoffte, dass Ruhe und ein paar kleine Medikamente mir helfen würden, dieses Tief zu überwinden. Katja hingegen, die bereits in den letzten Tagen mit den Auswirkungen der Höhe zu kämpfen hatte und daher wenig aß, traf nach reiflicher Überlegung und Gesprächen mit Shiva und einem Arzt die Entscheidung, nicht weiter aufzusteigen, sondern am nächsten Tag mit einem Porter abzusteigen. So waren wir nur noch fünf Personen, die das Ziel Everest Base Camp weiterverfolgten.
Freitag, 19. April: Akklimatisierung in Dingboche
Heute Morgen fühlte ich mich deutlich besser. Die Medikamente hatten gewirkt, und eine wärmende Kartoffelsuppe zum Frühstück stärkte mich für den bevorstehenden Akklimatisierungstag. Wir verabschiedeten uns herzlich von Katja und wünschten ihr eine schnelle Genesung, bevor sie mit Shiva und einem Porter zurück nach Pangboche aufbrach. Shiva kehrte jedoch bereits am späten Nachmittag zurück.
In der Zwischenzeit unternahmen wir mit unseren beiden verbliebenen Portern Milan und Nagendra eine kleine, aber anspruchsvolle Wanderung auf einen nahegelegenen Berg, der etwa 4900 Meter hoch war. Diese Wanderung diente der weiteren Akklimatisierung und bot uns atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Gipfel. Nach unserer Rückkehr in die Unterkunft nahm ich noch einmal eine erfrischende Körperpflege vor, obwohl das Wasser bereits extrem kalt war. Dann legte ich mich erneut schlafen, um weitere Kräfte zu sammeln – und es funktionierte. Die Magenprobleme hatte ich weitestgehend im Griff, und ich fühlte mich bereit für die kommenden Herausforderungen.
Fortsetzung folgt …..
Here is the English translation:
Adventures in the Himalayas – Part 1
Diary of a hike to Everest Base Camp
Welcome to the heart of the Himalayas – Nepal, a country full of breathtaking beauty and fascinating culture. My trip to Nepal was in October 2022 during my trip around the world, when I embarked on the Annapurna Circuit Trek. Even then, this country left a lasting impression with its majestic mountains and the warm hospitality of its people. During my trek, I met Tenzin, a young Tibetan, who invited me to visit him in Kathmandu afterwards. Here we spent just a few hours together, having deep conversations about life, Buddhism and Tibet and playing basketball with his friends. From that moment on, I knew that one day I would return to Nepal. That day came in mid-April. With a group of hiking-loving men and women from my home in Thuringia in tow, I organised a hike to Everest Base Camp to experience the incomparable beauty and spirituality of Nepal once again.
Having arrived in Nepal a few days earlier than my travel group, I used the time to meet with Saroj, the managing director of the Nepalese travel company that had organised our hiking adventure. It was important for me to discuss the final details and make sure that everything would go smoothly. I also savoured the joy of reuniting with my friend Tenzin, whom I hadn’t seen for a year and a half. It was a warm reunion that heightened the anticipation of the adventures to come.
Saturday, 13 April: Kathmandu (1400m) Today was finally the day – I made my way to the airport to meet my German travel group. It was a first for Katja, Patricia, Julia, Sebastian and Detlef to visit Nepal and I could feel the excitement and curiosity in the air as I greeted them. We drove to our hotel in Thamel, the lively tourist neighbourhood of Kathmandu. There we received a detailed briefing from Saroj and our guide Shiva. They showed us the route ahead on the map, explained important behaviour and checked our equipment. We then went for a walk through Thamel, where we discovered hundreds of small shops selling trekking equipment, souvenirs and clothing, as well as countless restaurants, street food shops and cafés. In the evening we enjoyed the traditional Nepalese dish Dhal Bat at the welcome dinner.
Sunday, 14 April: Kathmandu – Lukla (2860m) – Phakding (2610m)
After a short night (we left at 3am), we arrived at Ramechap Airport in Manthali, about 130km from Kathmandu, at around 8am. The roads there were challenging, with lots of roadworks, even more potholes and several uneven sections. Unfortunately, we also had a flat tyre, which cost us more than an hour and meant that we missed our originally planned flight to Lukla at 8 am. We finally took off at 1.45 pm. Landing in Lukla was another exciting event, as this airport is considered one of the most dangerous in the world. Its short runway, steep slope and changeable weather make it a challenge for pilots and passengers alike. In Lukla, we finally met our three Sherpas Nagendra, Milan and Milan, who were to accompany us. Together we set off on the first stage of our trek from Lukla to Phakding.
Monday, 15 April: Phakding – Namche Bazaar (3440m)
Our destination for today was Namche Bazaar, and the way there was full of adventure. We crossed numerous suspension bridges, climbed countless steps and encountered a multitude of donkeys and cows sharing the same path. We often had to give way to the pack animals, which led to small traffic jams at bridges and bottlenecks. But it also made us realise how many people had already completed this trek.
Despite the challenges, our group was still in high spirits. Our Sherpas, each loaded with two bags (around 25kg), were already showing incredible stamina and strength as the path up to Namche was steep and difficult. The highlight of the day was undoubtedly crossing the Hillary Bridge, which hangs 125 metres above the river and is around 140 metres long.
Tuesday, 16 April: Namche Bazaar – Khumjung (3790m)
My early rise rewarded me with a magnificent view of the surrounding mountains, including the majestic Kongde Ri with its imposing 6187 metres. But the joy was short-lived, as the sky soon closed in. Today was our first acclimatisation day and we decided not to stay in Namche, but to hike to Khumjung and spend the night there. This shorter hike was also ideal for adapting to the altitude.
On the way, we passed the world’s highest airport in Syangboche, which is now only used for helicopters. Then I continued to Everest View Point, unfortunately without a view of the highest mountain in the world due to the bad weather. Once we arrived in Khumjung, a small idyllic village, we used the rest of the day to rest, read, do laundry and explore the village. We visited the Buddhist monastery and listened to the monks recite various texts, including sutras and mantras, which convey the central teachings of Buddhism. In the evening, we all warmed ourselves by the stove in the common room, enjoyed a delicious dinner and played a round of cards.
Wednesday, 17 April: Khumjung – Pangboche (3985m)
The night had brought rain, but the morning greeted us with cool freshness, a clear sky and bright sunshine, which covered the surrounding mountains in a white coat of snow. A sight that left us all in awe. Today our route took us to Pangboche. First we went downhill to the river, followed by a long, challenging climb.
Our group split up, with Shiva and I taking the lead in the smaller groups. It was important never to walk too fast to avoid altitude sickness. Going too fast can lead to a lack of oxygen and make it difficult to adapt to the altitude.
At lunchtime we finally reached Tengboche, a picturesque hilltop from where we saw the majestic Mount Everest, the impressive Ama Dablam and the imposing Lhotse for the first time. It was an overwhelming moment that made us feel like we had finally arrived in the heart of the Himalayas. This sight made us particularly happy when guide Shiva explained that some trekkers never get to see Everest on this trek due to the weather.
Thursday, 18 April: Pangboche – Dingboche (4410m)
The night was restless because I had apparently eaten something wrong and had stomach problems. I could hardly get anything down for breakfast either, and this made itself felt on our stage to Dingboche. Although I felt quite well at the beginning, my condition got progressively worse. Nevertheless, the mountains shone in all their splendour and I could only admire their beauty. But my energy level dropped with every hour, due to lack of sleep, an inadequate breakfast, stomach problems and a slight headache.
When we finally arrived at the accommodation in Dingboche, I went straight to sleep. I hoped that rest and a few small medications would help me to overcome this low. Katja, on the other hand, who had already been struggling with the effects of the altitude over the last few days and therefore ate very little, decided after careful consideration and discussions with Shiva and a doctor not to climb any further, but to descend the next day with a porter. So there were only five of us left to pursue our goal of Everest Base Camp.
Friday, 19 April: Acclimatisation in Dingboche
This morning I felt much better. The medication had worked and a warming potato soup for breakfast fortified me for the day of acclimatisation ahead. We said a fond farewell to Katja and wished her a speedy recovery before she set off back to Pangboche with Shiva and a porter. However, Shiva returned in the late afternoon.
In the meantime, our two remaining porters, Milan and Nagendra, took us on a short but challenging hike up a nearby mountain, which was around 4900 metres high. This hike served as further acclimatisation and offered us breathtaking views of the surrounding peaks. After our return to the accommodation, I had another refreshing body wash, even though the water was already extremely cold. Then I went back to sleep to gather more strength – and it worked. My stomach problems were largely under control and I felt ready for the challenges ahead.
To be continued…