Am 1. August 2022 begann ein neues Kapitel meines Lebens. Ich verließ Deutschland, um die Welt zu bereisen und in Asien oder Afrika als Entwicklungshelfer zu arbeiten. Mehr als ein Jahr lang war ich unterwegs, erlebte die beste Zeit meines Lebens, sah unzählige faszinierende Länder, traf unglaublich nette Menschen und tauchte in interessante Kulturen ein. Mein Leben bestand nur aus Reisen, und ich genoss jede Sekunde davon.
Vor diesem Abenteuer war ich Lehrer im Ilm-Kreis in Thüringen. Ich war sehr engagiert in meinem Heimatdorf Griesheim sowie in verschiedenen Organisationen und Vereinen tätig. Diese Arbeit bereitete mir viel Freude, doch irgendwann spürte ich, dass ich etwas anderes tun wollte. Der Wunsch, die Welt zu bereisen, brannte schon lange in mir, und schließlich entschloss ich mich, dieses Abenteuer zu planen und Deutschland zu verlassen. Beruflich wollte ich einen neuen Weg einschlagen und für eine Hilfsorganisation arbeiten. Ich schrieb zahlreiche Bewerbungen, von denen manche unbeantwortet blieben. Doch eine deutsche Organisation lud mich zu einer Kennenlernwoche ein, und so kehrte ich nach über einem Jahr Reisen nach Deutschland zurück, um daran teilzunehmen.
Mit im Gepäck hatte ich viele Erfahrungen und Erinnerungen, darunter eine besonders prägende fünfmonatige Zeit in Tansania. Dort besuchte ich eine Schule am Fuße des Kilimandscharo, wo ich in das Schulleben eintauchen konnte und die Begeisterung und den Wissensdurst der Schüler hautnah erlebte. Es war inspirierend zu sehen, wie diese jungen Menschen, trotz oft widriger Umstände, mit so viel Freude und Engagement lernten. Ebenso beeindruckend war meine Begegnung mit Fußballspielern in Boma Ng‘ombe. Diese talentierten jungen Menschen trainierten mit einer Hingabe und Leidenschaft, die mich als ehrgeizigen Fußballtrainer berührte. Ihre Begeisterung für den Sport und ihr unermüdlicher Einsatz, trotz mangelnder Ressourcen, hinterließen einen bleibenden Eindruck bei mir.
Diese beiden Erlebnisse – die Bildungshungrigkeit der Schüler und die sportliche Leidenschaft der Fußballspieler – weckten in mir den starken Wunsch, beide Bereiche auch in Zukunft zu unterstützen. Ich wollte sicherstellen, dass die Schüler unter besseren Bedingungen lernen können und die Fußballspieler die nötigen Ressourcen und Unterstützung erhalten, um ihre Träume zu verfolgen. Dazu gründete ich noch vor der besagten Kennenlernwoche im September 2023 meinen Verein Karibuni Watu. Diese Organisation widmet sich seither der Unterstützung anderer Menschen, insbesondere in den Bereichen Bildung und Sport.
Nach der Kennenlernwoche bot mir die deutsche Organisation zwei Projekte an, eines im Irak und eines in Kambodscha. Doch ich erkannte, dass ich unter den gegebenen Bedingungen meine Herzensangelegenheiten in Tansania nicht so unterstützen könnte, wie ich es mir vorstellte. Daher entschied ich mich, meinen eigenen Weg zu gehen und mein Engagement in Tansania mit Karibuni Watu fortzusetzen.
Die verbleibende Zeit in Deutschland nutzte ich, um Vorträge zu halten und die notwendigen finanziellen Mittel für den Start des Vereins zu sichern. Im Januar 2024 machte ich mich endgültig auf den Weg nach Tansania, um die Projekte voranzutreiben, obwohl ich wusste, dass ich damit kein Geld verdienen würde.
Seitdem ich in Tansania lebe, betreut Karibuni Watu vier Projekte. Mein Leben hier ist nicht nur spannend, sondern auch erfüllend und reich an wunderbaren Erlebnissen. Die Menschen hier begeistern mich zutiefst, und ich habe mittlerweile viele Freunde gefunden. Ich genieße dieses einfache Leben, das weniger auf materielle Werte ausgerichtet ist – ein Lebensstil, von dem ich mich bereits löste, als ich Deutschland verließ. Natürlich gibt es Herausforderungen, denen ich mich stellen muss: die Kultur, die Sprache und das unterschiedliche Verständnis von Konzepten wie Nachhaltigkeit und Zeitmanagement. Mein Engagement hier erfordert ein großes Maß an Verständnis für den Hintergrund der Menschen, aber auch sie lernen meine Arbeitsweise kennen und sehen, dass meine Herangehensweise oft erfolgreich und effektiv ist. Es ist ein wechselseitiger Lernprozess, bei dem wir gemeinsam wachsen. Ich versuche, die Menschen in meiner Art und Weise mitzunehmen, und wir entwickeln die Projekte nach unseren gemeinsamen Vorstellungen. Obwohl das viel Kommunikation und demzufolge Zeit mit den Einheimischen erfordert, ist die Arbeit genau das, was ich mir vorgestellt habe. Ich kann Menschen unterstützen, mit ihnen zusammenarbeiten und die Projekte nach unseren Vorstellungen gestalten. Die Menschen hier sind unglaublich nett und zeigen eine tiefe Dankbarkeit für die kleinen Dinge, die man tut. Diese Dankbarkeit, die ich in Deutschland oft vermisste, gibt mir hier viel Freude und Bestätigung in meinem Tun. Das Leben in Tansania ist also nicht nur ein Abenteuer, sondern auch eine erfüllende und bereichernde Erfahrung, die mich jeden Tag aufs Neue begeistert.
Als ich vor zwei Jahren meinen Job kündigte und Deutschland verließ, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich heute in Tansania leben und eine eigene Organisation führen würde, bei der ich ehrenamtlich tätig bin. Das Leben hält oft Überraschungen bereit, die man nicht erwartet – und manchmal sind es gerade diese unerwarteten Wendungen, die sich als besonders schön und erfüllend herausstellen. Hätte ich nicht den Mut gehabt, diesen Weg zu gehen, hätte ich viele wertvolle Erfahrungen und Momente des Glücks nicht gemacht. Ich bin mit meiner Entscheidung vollkommen im Reinen und fühle mich hier rundum wohl. Was die Zukunft bringt und wo ich in zwei Jahren sein werde, bleibt offen. Aber das Abenteuer des Lebens wird uns zeigen, wohin es uns führt.
Hier engagiert sich mein Verein Karibuni Watu seit letzten Jahr.
Here is the English translation
Adventure and fulfilment – from the classroom to Kilimanjaro
A new chapter in my life began on 1 August 2022. I left Germany to travel the world and work as a development worker in Asia or Africa. I travelled for more than a year, had the best time of my life, saw countless fascinating countries, met incredibly nice people and immersed myself in interesting cultures. My life was all about travelling and I enjoyed every second of it.
Before this adventure, I was a teacher in the Ilm district of Thuringia. I was very involved in my home village of Griesheim and in various organisations and clubs. I enjoyed this work very much, but at some point I felt that I wanted to do something else. The desire to travel the world had been burning inside me for a long time and I finally decided to plan this adventure and leave Germany. I wanted to take a new career path and work for an aid organisation. I wrote numerous applications, some of which went unanswered. However, a German organisation invited me to take part in an introductory week and so, after more than a year of travelling, I returned to Germany to take part.
I had many experiences and memories with me, including a particularly formative five-month period in Tanzania. There I visited a school at the foot of Mount Kilimanjaro, where I was able to immerse myself in school life and experience the enthusiasm and thirst for knowledge of the pupils at first hand. It was inspiring to see how these young people learnt with so much joy and commitment, despite often adverse circumstances. Equally impressive was my experience with football players in Boma Ng’ombe. These talented young people trained with a dedication and passion that touched me as an ambitious football coach. Their enthusiasm for the sport and their tireless commitment, despite a lack of resources, left a lasting impression on me.
These two experiences – the students‘ thirst for education and the football players‘ passion for sport – awakened in me a strong desire to continue supporting both areas in the future. I wanted to ensure that the students could learn in better conditions and that the footballers had the resources and support they needed to pursue their dreams. To this end, I founded my association Karibuni Watu before the mentioned introductory week in September 2023. Since then, this organisation has been dedicated to supporting other people, particularly in the areas of education and sport.
After the introductory week, the German organisation offered me two projects, one in Iraq and one in Cambodia. However, I realised that under the given conditions I would not be able to support my heart’s desire in Tanzania in the way I had imagined. I therefore decided to go my own way and continue my work in Tanzania with Karibuni Watu.
I used the remaining time in Germany to give presentations and secure the necessary funds to start the organisation. In January 2024, I finally made my way to Tanzania to push ahead with the projects, even though I knew I wouldn’t earn any money.
Since I have been living in Tanzania, Karibuni Watu has been in charge of four projects. My life here is not only exciting, but also fulfilling and rich in wonderful experiences. The people here inspire me deeply and I have now made many friends. I enjoy this simple life that is less focussed on material values – a lifestyle that I already broke away from when I left Germany. Of course, there are challenges that I have to face: the culture, the language and the different understanding of concepts such as sustainability and time management. My involvement here requires a great deal of understanding of people’s backgrounds, but they also get to know my way of working and see that my approach is often successful and effective. It’s a two-way learning process where we grow together. I try to bring people along in my way and we develop the projects according to our shared ideas. Although this requires a lot of communication and therefore time with the locals, the work is exactly what I had in mind. I can support people, work with them and organise the projects according to our ideas. The people here are incredibly nice and show a deep gratitude for the little things you do. This gratitude, which I often missed in Germany, gives me a lot of joy and satisfaction in what I do here. So life in Tanzania is not just an adventure, but also a fulfilling and enriching experience that inspires me every day all over again.
When I quit my job two years ago and left Germany, I would never have dreamed that I would be living in Tanzania today and running my own organisation where I work as a volunteer. Life often holds surprises that you don’t expect – and sometimes it’s these unexpected turns that become particularly beautiful and fulfilling. If I hadn’t had the courage to go down this path, I wouldn’t have had many valuable experiences and moments of happiness. I am completely at peace with my decision and feel completely at home here. What the future holds and where I will be in two years‘ time remains to be seen. But the adventure of life will show us where it will take us.