Seit etwas mehr als vier Monaten war ich auf Weltreise, als ich Anfang Dezember in Bali landete. Die Insel ist die westlichste der Kleinen Sundainseln und gehört zum größten Inselstaat der Welt, nämlich zu Indonesien. Hierher zu kommen, war von langer Hand geplant. Ich wollte Vicy treffen, eine alte Freundin. Sie kenne ich aus einem gemeinsamen Urlaub in Finnland im Jahr 2000. Zudem wohnte sie einst in Stadtilm und wir besuchten für eine gewisse Zeit dieselbe Schule. Mittlerweile sind etwas mehr als 22 Jahre vergangen. Obwohl wir uns in dieser Zeit nur sehr selten sahen, war der Moment des Wiedersehens großartig. Manchmal ist es ja so, dass man jemanden nach langer Zeit wiedertrifft und man sich nicht viel zu sagen hat. Doch mit Vicy, ihrem Verlobten Stefan und ihrem fünfjährigen Sohn Sunny war das anders. Wir hatten viel zu erzählen, konnten uns gut über diverse Themen des Lebens unterhalten, verbrachten einige schöne Momente miteinander und lachten oft. Vicy und Stefan hatten sich 2022 entschieden drei Monate in Bali zu leben, nachdem sie bereits 2016 und 2018 diese Insel für ein paar Wochen besuchten. Dieses zeitlich überschaubare und exotische Abenteuer konnten sie mit ihren Berufen ganz gut vereinbaren. Für mich war das physische Wiedersehen mit Freunden aus der Heimat nach so langer Zeit eine große Freude. Jene wurde noch größer, als ich meinen Arnstädter Freund Nils einen Tag vor Weihnachten am Flughafen in Denpasar begrüßen durfte. Für zwei Wochen war er mein Wegbegleiter und wir bereisten die Insel gemeinsam.
Egal ob Backpacker oder Kurzurlauber, Bali hat für jeden etwas zu bieten. Tropisches Wetter, eine wunderschöne Natur, eine interessante Kultur, kulinarische Köstlichkeiten, traumhafte Ausflugsziele und zahlreiche Aktivitäten. Auch das Preis- Leistungsverhältnis ist aus europäischer Sicht echt super. Und nicht zu vergessen, die Balinesen sind einfach wunderbar – sehr nett und hilfsbereit.
Für meine Zeit auf dieser Insel buchte ich mir in einem schon etwas in die Jahre gekommenen Resort ein kleines Zimmer mit Bad und Balkon. Meine Unterkunft befand sich in Ubud. Die Kleinstadt gilt als das spirituelle Zentrum Balis. Bekannt für traditionelles Handwerk, Tanz und Malerei. In den letzten Jahren kamen immer mehr Menschen hierher, oft sind es digitale Nomaden. Für all jene, die mit diesen Begriff eher weniger anfangen können, folgt hier eine kurze Erklärung. Digitale Nomaden sind Menschen, die von überall aus arbeiten können. Sie sind ortsunabhängig, haben also meist keinen festen Wohnsitz und wechseln gelegentlich ihren Aufenthaltsort. Sie ziehen also wie ein Nomade um die Welt, im Gepäck auch ihre Arbeit. Dafür braucht es meist einen Laptop oder ein anderweitiges digitales Endgerät, da sie ihre Kunden oder Klienten in der Regel online bedienen.
Ubud bietet aber nicht nur den digitalen Nomaden ein vorübergehendes schönes Zuhause. Auch für Weltreisende oder Touristen ist diese kleine Stadt einen Besuch wert. Denn sobald man das geschäftige Zentrum des Ortes mit seinen zahlreichen Resorts und Spa´s, exotischen Restaurants, gemütlichen Cafés, bunten Galerien, schmalen lebendigen Marktgassen, kleinen Yogastudios und schelmischen hier lebenden Affen verlässt, ist man von vielen Reisfeldern, traumhaften Wasserfällen, grünem Dschungel und netten kleinen Dörfern mit ihren hübschen Tempeln umgeben.
Bei meinem ersten Ausflug in Bali führten mich Vicy und Stefan zu den Tegallalang Reisterassen. Das sind malerisch terrassierte Hänge mit Reisfeldern und einer üppig grünen Landschaft. Für die Besucher gibt es neben einigen Attraktionen wie Dschungelschaukeln oder Seilbahnen auch die Möglichkeit, dieses grüne Paradies zu Fuß zu durchqueren. Mit etwas Glück sieht man, so wie ich es tat, eine Schlange, die sich auf einer wassergefüllten Terrasse, umgeben von grünen Reispflanzen, die Sonnenstrahlen zu Nutze macht, um ihren nackten Körper zu wärmen.
Übrigens bieten Balis nährstoffreiche Vulkanböden optimale Bedingungen für das Reiswachstum, sodass jährlich zirka drei Ernten möglich sind. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Reis eines der Grundnahrungsmittel auf der Insel ist und vielen Familien den Lebensunterhalt sichert.
Um die Kultur Balis besser kennenzulernen, besuchte ich eine traditionelle Tanzshow. Aufgeführt wurde der Barong-Tanz, bei welchem mythologische Tiere, die übernatürliche Kräfte haben und Menschen beschützen können, dargestellt werden. Dabei ist Barong der König der Geister. Zugleich ist er Anführer der Guten und Feind von Rangda, der Dämenkönigin und Mutter aller Geisterwächter. Der Tanz zeigt schließlich einen Kampf zwischen Barong und Rangda und symbolisiert den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Trotz der Sprachbarriere war dies ein schönes Erlebnis, farbenfroh und irgendwie mystisch.
Eines der wunderbaren Dinge auf diesem Eiland ist die tief verwurzelte Kultur und der Hinduismus. Die Religion ist all gegenwärtig. Eines gutes Beispiel hierfür ist die tägliche Opfergabe namens „canang sari“. Das sind gebastelte kleine Körbchen aus Palmenblättern. Gefüllt sind sie mit diversen bunten Blumen, Reiskörnern, Keksen, Räucherstäbchen und heiligem Wasser. Hin und wieder sind sie auch mit Geld, einer Zigarette oder Bonbons bestückt. Diese hübsch aussehenden Opfergaben werden jeden Tag aufs Neue mit einem kurzen Gebet niedergelegt, entweder auf einen Schrein oder auf die Erde, meist mittig zur Tür verlaufend. So findet man sie also vor allem auf der Straße oder dem Bürgersteig.
Mit dieser Gabe bedanken sich die Balinesen bei ihren Göttern und erhoffen sich dadurch, ein gutes Karma zu erhalten. Alle Bestandteile des „canang sari“ haben natürliche eine tiefere Bedeutung und einen Zweck. Beispielsweise sind Reis und Kekse für die vorbeiziehenden Tiere gedacht. Die Düfte der Räucherstäbchen und Blumen werden vom Wind davongetragen und das heilige Wasser wird von der Sonne getrocknet. Alles, um die verschiedenen Götter zu besänftigen und zu ehren.
In guter Erinnerung werden mir die Stunden im Haus von Gede, einem Freund von Vicy und Stefan, bleiben. In seinem Dorf ist er hoch angesehen. Er ist ein balinesischer Heiler, die manchmal als Balian oder gar Schamane bezeichnet werden. Viele Balinesen glauben, dass der beste Weg, körperliche und geistige Krankheiten zu heilen, ein Balian ist. Dieser praktiziert ganzheitliche balinesische Heilung und alte Rituale. Wir haben sehr ausführlich über seine Tätigkeit, das Karma und unsere Religionen gesprochen. Auf meinen Wunsch hin hielten wir noch ein kleines religiöses Ritual ab. Letztlich war das ein außergewöhnliches und sehr inspirierendes Treffen.
Ausgesprochen spirituell war auch mein Besuch des Wassertempels „Tirta Empul“. Begleitet wurde ich von Komang und seiner Freundin Wina. Der Tempel, 962 nach Christus gegründet, ist für sein heiliges Quellwasser bekannt. Die Quellen, so wird behauptet, wurden von Gott Indra geschaffen. Balinesische Hindus aber auch Touristen aus aller Welt kommen für eine rituelle Reinigung hierher.
Dafür war es notwendig, wie bei anderen Tempeln und heiligen Stätten auf der Insel, einen Sarong anzuziehen. Dieser Wickelrock, aus einer Stoffbahn bestehend, ist ein traditionelles Kleidungsstück. Nach einigen Gebeten und einer Opfergabe an einem altarähnlichen Schrein betraten wir einen Innenhof mit großen, rechteckigen und nett verzierten Badebecken. Wir tauchten ein in das kristallklare und kühle Bergwasser. Mit zusammengedrückten Händen verbeugten wir uns unter dem sprudelnden Wasser der zahlreichen Wasserausläufe. Einige von ihnen muss man auslassen, weil deren Wasser nur zu Reinigungszwecken in Bestattungsriten bestimmt ist. Der Tempelkomplex besteht aus mehreren voneinander abgetrennten Höfen. Man findet Hindu-Schreine, Statuen, Schnitzereien, einen Teich mit Koi-Fischen und viele weitere beeindruckende Details.
Mein Besuch des Wassertempels „Tirta Empul“ – eine kleine Zusammenfassung.
Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich in Bali einige deutsche Freunde (wieder)traf. Dass jene Momente natürlich mit zu den schönsten meiner Reise zählen, ist selbstredend. Ebenso die Augenblicke mit all den verschiedenen Menschen, die ich kennenlerne. Zu jenen zählen beispielsweise auch Ben, Nicole und George aus Großbritannien. Sie traf ich bereits in Vietnam in einem Nachtbus, wo wir miteinander ins Gespräch kamen und am darauffolgenden Abend in einer Bar gingen. Als ich auf Instagram sah, dass Ben in Ubud weilte, kontaktierte ich ihn und wir trafen uns auf einen Spaziergang entlang des „Campuhan Ridge Walk“, einem eher kurzen gepflasterten Gehweg, entlang vieler Bäume und Palmen. Man läuft quasi auf einem Hügel entlang und kann von dort aus, die sich grün darbietende Landschaft genießen. Ein perfekter Ort, um der Hektik von Ubud zu entfliehen. Mir diente er auch als Laufstrecke, als ich beispielsweise am 1. Januar 2023 an der dritten Auflage des Ilmenauer Neujahrslaufes teilnahm.
Als besonders sollte sich auch die Begegnung mit Komang darstellen. Er arbeitete in dem Resort, in welchem ich meine Unterkunft hatte. Wir freundeten uns miteinander an. Wenn er Spätschicht hatte, saßen wir oft zusammen, aßen zu Abend und erzählten über dieses und jenes. So erfuhr ich auch, dass Komang am Tag (acht Arbeitsstunden) drei Euro verdient, sein Vater vor wenigen Jahren starb, er mit seinen erst 19 Jahren vor längerem zum „Familienoberhaupt“ avancierte und damit natürlich das Bedürfnis hat, sich um seine Mutter und Schwestern sowie um Haus und Hof zu kümmern. Finanziell kaum zu stemmen. Ach, was rede ich! Er kann es allein nicht stemmen. Auch seine Mutter arbeitet, sie ist Näherin. Von ihr ließ ich mir ein neues farbenfrohes Hemd anfertigen. Investitionen in Kleidung sind während meiner Weltreise natürlich eher eine Seltenheit. Zum einen brauche ich nicht viel und zum anderen vermeide ich unnötiges Gepäck.
Mit Komang und seinem Freund Wayan fuhren Nils und ich in den Norden der Insel. Im Nachhinein ein wirklich verrückter Tagesausflug. Wir wollten mit dem „Sekumpul“ einen der schönsten Wasserfälle Balis bestaunen. Der Trip begann um 8.30 Uhr am Morgen. Den genauen Standort hatte ich Komang ein paar Tage zuvor im Resort auf Google Maps gezeigt und wir sprachen über die Reiseroute. Wayan war Komangs Beifahrer und navigierte uns. Auch wenn die Insel nicht gerade groß ist, hat sie doch unendlich viele kleine Straßen, Abzweigungen und Sackgassen. Aufgrund der relativ spärlich gesäten Schilder ist es manchmal schwierig, den richtigen beziehungsweise im Optimalfall kürzesten Weg zu wählen. Auf dem Weg in den Norden hat man ein paar Berge zu überqueren und mit kühlerem Wetter zu rechnen. Die Straßen sind oft eng, kurvenreich und weisen zahlreiche Schlaglöcher auf. Bei Regen ist also Vorsicht geboten, denn die Straßen sind extrem rutschig. Kurz nachdem wir losfuhren, setzte der Regen ein. Ein Regencape gehört übrigens zur Grundausstattung eines jeden Rollerfahrers, ebenso der Helm, auch wenn der nicht gerade ein schmückendes Element darstellt und die Frisur ruiniert. Liebe Grüße gehen an dieser Stelle an meine eher unbekümmerten Freunde Nils und Stefan sowie an eine in diesem Falle stets besorgte Vicy 😉
Nachdem wir nun mehr als drei Stunden unterwegs waren und dabei schon die Nordküste Balis erreichten, der Wasserfall lag eigentlich etwas weiter unterhalb, bat ich Wayan mir seine Navigation zu zeigen. Sein Standort für den Wasserfall unterschied sich von meinem erheblich. Da wir laut Wayans Handy allerdings nur noch fünf Kilometer entfernt schienen, fuhren wir weiter. Der Weg führte in eine Seitenstraße, in welcher so gar nichts auf einen Wasserfall hindeutete. An einem Haus fragten wir einen Einheimischen nach dem Weg. Dieser lachte und meinte, dass wir nicht die Einzigen wären, die sich hierher verirrten. Google Maps wirbt hier für ein Naturereignis, was es an diesem Ort nicht gibt. Es ist einfach der falsche Standort. Der Richtige wäre der gewesen, den ich heraussuchte und Komang vor wenigen Tagen zeigte. So entschieden wir uns das Beste aus dieser misslichen Lage zu machen und genossen ein Mittagessen am Lovina Beach. Es war mittlerweile 12:45 Uhr. Im Restaurant sitzend, fing es irgendwann an zu regnen. Aufhören wollte es allerdings vorerst nicht. Wir nutzten diese unfreiwillige längere Pause für gute Gespräche. Nach etwa zwei Stunden zeigte sich das Wetter noch immer von seiner bescheidenen Seite. Wir entschieden uns, aufzubrechen und auf dem Rückweg den Wasserfall an seinem natürlichen Standort zu passieren. Mit dem Start des Motors wurde aus dem zu dieser Zeit mäßigen Regen ein Starkregen. Mit Nils als Sozius im Rücken folgte ich dem ersten Rollerduo Komang und Wayan. Das stellte sich nun als große Herausforderung dar. Der Regen peitschte mir ins Gesicht, das Wasser lief dem Cape auf die nackten Füße hinunter, an denen ich nur meine Badelatschen trug. Letzteres ist bei Regen eine sinnvolle Idee, zumal sich auf den Straßen nach dem einsetzenden Regen oftmals gleich große Wasserlachen bilden. Der kühle Fahrtwind, der Dauerregen, die kalten Füße und die mittlerweile klammen Klamotten trugen natürlich nicht zur Genesung mein bereits angeschlagenen Immunsystems (Halsschmerzen) bei. Es war schließlich kurz nach 17 Uhr als wir den Wasserfall erreichten.
Wir begnügten uns mit dem Aussichtspunkt oberhalb des Naturschauspiels, zumal man für eine Wanderung zur Prallzone zirka 14 Euro hätte bezahlen müssen. Noch vor wenigen Jahren war das kostenfrei. Außerdem war es ja schon recht spät und ich wollte den Rest der Strecke wenn möglich bei Tageslicht zurücklegen. Naja, dieser Plan ging nicht wirklich auf. Es war dann zirka 20.30 Uhr als wir in Ubud ankamen. So waren es letztlich 12 Stunden Reisezeit, statt den geplanten sieben.
Wasserfälle gibt es in Bali derer viele. So hatte ich bereits mit Vicy, Stefan und Sunny einen nahegelegenen Wasserfall besucht, für dessen Anblick eine kurze Wanderung durch den Dschungel und den Flusslauf notwendig war.
Später bestaunte ich mit Nils im Dorf Beng Gianyar einen malerischen saisonalen Wasserfall, dessen Wasser eine gestufte Formation hinunterfiel. Um ein Foto vor der Prallzone zu erhaschen, muss man in den Fluss einsteigen und bei großem Besucheransturm einige Minuten im kalten Wasser ausharren. Wenn man Pech hat, sowie Nils und ich, befindet sich genau die eine Person vor einem, die gefühlt 500 Fotos in unzähligen Posen von sich machen lässt. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, Fotos zu machen. Sie sind ja letztlich auch schöne Erinnerungen an besondere Momente. Doch mit der übertriebenen Selbstdarstellung mancher Menschen kann ich einfach wenig anfangen.
Im Gegensatz dazu kann ich dem balinesischen Essen mehr abgewinnen. Es unterscheidet sich erheblich zu dem auf den übrigen indonesischen Inseln. Die Bevölkerung jener ist meist muslimisch und man wird daher kaum Gerichte mit Schweinefleisch finden. Da Bali die einzige Insel in Indonesien ist, die hinduistisch geprägt ist, spielt Schweinefleisch hier eine größere Rolle. Rindfleisch findet man seltener, denn Kühe gelten im Hinduismus offiziell als heilig und dürfen bei gläubigen Hindus nicht auf dem Teller landen. Die Insel und das Land sind auch für ein sehr außergewöhnliches Getränk bekannt. So kann in der Tasse schon mal der teuerste Kaffee der Welt landen. Der Luwak-Kaffee. Der Name leitet sich vom Luwak ab, eine Schleichkatzenart und nachtaktives Tier, welches ausschließlich reife Kaffeekirschen isst und die Bohnen unverdaut ausscheidet. Die Verdauungsenzyme des Tieres, so wurde mir auf einer dieser speziellen Kaffeeplantagen erklärt, würden dem Kaffee schließlich sein einzigartiges Aroma verleihen. Die Bauern sammeln die Exkrete auf und waschen die Bohnen gründlich rein. Abgesehen vom Geschmack ist der Kaffee teuer, weil seine Verarbeitung viel Zeit in Anspruch nimmt und ein Luwak nur eine kleine Anzahl Kaffeebohnen konsumieren und verdauen kann.
Ubud ist aber nicht nur für diesen außerordentlichen Kaffee und spirituelles Zentrum bekannt, sondern auch für seine Affen. Diese leben im Monkey Forest, einem Naturschutzgebiet, der einen hinduistischen Tempelkomplex beinhaltet. Der Affenwald, mittlerweile eine beliebte Touristenattraktion, hat neben dem philosophischen Ziel, Frieden und Harmonie für Besucher aus der ganzen Welt zu schaffen, noch ein anderes. Die Einrichtung möchte seltene Pflanzen und Tiere schützen und setzte sich mit der sozialen Interaktion der Affen untereinander sowie ihrer Interaktion mit der natürlichen Umgebung einen Forschungsschwerpunkt.
Der Monkey Forest versteht sich folglich als eine Art Heiligtum mit Bildungsauftrag. Im Wald leben etwa 1000 Langschwanzmakaken in sieben Gruppen. Sie spazieren überall herum, essen, putzen sich, faulenzen oder machen Selfies mit den Touristen. Natürlich ist Vorsicht geboten, schließlich sind es wilde Tiere, intelligent, frech und verdammt flink. Passt man nicht auf, stibitzen sie auch gern ein paar lose Kleidungsstücke oder Gegenstände wie Handys. Ein Teil des Geldes, welches man für ein Selfie mit den Affen bezahlt, kommt der Forschung zu Gute. Nach einem kurzem Zögern, lauste auch mich der Affe und ich ließ mir von dem geschulten Personal ein Erinnerungsfoto schießen. Um die Affen nicht wütend zu machen, sollte man ihnen nicht in die Augen schauen und schließlich hört beim Thema Essen auch die Affenfreundschaft auf. Das musste ich erfahren, als sich ein Affe, auf meinem Arm sitzend, das ihm dargereichte Essen schmecken ließ, ein anderer aufsprang und sie einen kleinen Disput auf meinem Rücken austrugen. Sicher könnt ihr euch vorstellen, dass mir da auf einmal anders zumute war. Zudem zupfte ein kleiner Affe während der kurzen Fotosession an meiner Hose. Naja, keine Ahnung, welche Komplexe der Bursche hatte 😉
Ein kleines aber feines Highlight war für mich der Besuch von Nusa Penida, einem kleinen blauen Paradies südöstlich von Bali. Die Insel, mit 209 Quadratkilometer etwa so groß wie Stuttgart, ist bekannt für einen der schönsten Aussichtspunkte Südostasiens. Der Kelingking Beach. Es ist wohl bekannteste und meist fotografierte Spot auf Nusa Penida. Täglich kommen hunderte möglicherweise tausende Touristen, um diesen atemberaubenden Felsen zu bestaunen. Diese Aussicht ließ mich tatsächlich etwas sprachlos und begeisternd erstarren. Der Felsen erinnerte vom Aussehen her an das Rückgrat eines Dinosauriers, der im Meer trinken würde. Ich wanderte mit Nils einen Hügel hinauf, abseits der Menschenmassen. Dort setzten wir uns für ein paar Minuten an eine Klippe und genossen die traumhafte Perspektive bei sommerlichen Temperaturen.
An meinem letzten Tag auf Bali hatte ich das Glück, einen Feiertag mit zu erleben. Galungan. Hier feiert man den Sieg des Guten (Dharma) über das Böse (Adharma). Das Fest markiert die Zeit, in die Geister verstorbener Verwandter zur Erde kommen, um ihre früheren Häuser aufzusuchen. Jene noch lebenden Verwandten haben den Auftrag, ihre Vorfahren und Verstorbenen durch Opfergaben und Gebete willkommen zu heißen. Zehn Tage später, am letzten Tag der Feier, ist Kuningan. Hier verlassen die Geister wieder die Erde. Das offensichtlichste Zeichen dieser Feierlichkeiten sind die am Straßenrand stehenden Bambusstangen, Penjor genannt. Sie säumen jede Straße und stehen nahezu vor jedem Haus. Sie sind mit Kokosblättern und Ornamenten aus Feldfrüchten, Reis, Mais, Kokosnüssen, Blättern und anderen Dingen dekoriert. Die Errichtung eines Penjors bedeutet Dankbarkeit für den Wohlstand und das Wohlergehen, dass Gott gegeben hat. Fast alle Dorfbewohner wohnen dem Umzug des Barong bei, der in einer feierlichen Prozession durch die Straßen zieht. Anschließend gehen die Hindus zu den Tempeln rund um ihre Häuser und tragen dabei festliche traditionelle Kleidung, die von der Farbe weiß dominiert wird.
Einen Tag fuhren Nils und ich an den Flughafen nach Denpasar. Hier trennten sich unsere Wege wieder. Während er zurück in den deutschen Winter flog (Vicy, Stefan und Sunny taten das bereits zwei Tage zuvor), machte ich mich auf den Weg nach Perth – in den australischen Sommer.
P.S.: auch der Ball reist noch immer mit um die Welt 😉
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
Ein wundervoller Atikel mein lieber Henry. Ich danke dir, dass wir Wegbegleiter deiner Reise sein durften. BALI ist einfach Magisch und auch wenn es manchmal anstrengend war, weil man zum Beispiel fast jeden Abend auf dem Heimweg Angst hatte es könnte eine Schlange im Gras sitzen oder man stundenlang durch den dichten Verkehr gebraucht hat gehört es mittlerweile zu uns. Es hinterlässt Spuren. Bali ist unser zweites zu Hause und wer weiß mein lieber Henry, vielleicht werden wir uns genau da wieder sehen. 🥰