Ein Roadtrip durch das Vereinigte Königreich

Als ich am 31. Juli Tansania in Richtung Europa verließ, war ich seit exakt einem Jahr auf Weltreise. Am 1. August 2022 kehrte ich meinem Heimatland für unbestimmte Zeit den Rücken kehrte. Damals ahnte ich nicht, dass ich letztlich 375 Tage unterwegs sein und 19 Länder bereisen werde. Es war Donnerstag, der 10. August 2023 als ich erstmals wieder deutschen Boden betrat. Hinter mir lag eine unglaublich interessante, aufregende, schöne und einmalige Zeit.

Die letzten Wochen in Tansania verbrachte ich in Boma Ng’ombe. Dort wohnte ich im Haus meiner tansanischen Freunde Hilary und Ulomi und deren Familie. Mit Hilfe meines Heimatvereins, dem SV Fortuna Griesheim, konnte ich den dortigen Fußballverein South Boma FC mit Bällen, Trikots, Schuhen und Trainingsequipment unterstützen (Freies Wort berichtete). Nahezu jeden Tag im Juli ging ich auf den staubigen Sportplatz, um mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Zeit zu verbringen beziehungsweise Fußball zu spielen. So leitete ich die eine oder andere Trainingseinheit, an denen durchschnittlich 30 Personen teilnahmen. Währenddessen hatte ich mich entschieden, diese talentierten und sehr dankbaren Menschen auch künftig zu unterstützen. Deshalb lud ich kurz vor meinem Abflug zu einer Veranstaltung, auf welcher ich gemeinsam mit dem Trainer, ausgewählten Spielern, einigen Veteranen und meinen Freunden über die Zukunft des Vereins, den es zunächst offiziell zu registrieren gilt, sprach. In einer offenen und sehr angenehmen Atmosphäre redeten wir über die weiteren Schritte, legten Ziele und Verantwortlichkeiten fest. 

In meinen letzten Tagen in Tansania verbrachte ich viele Stunden auf einem Sportplatz in Boma Ng´ombe. Hier trainierte ich die Spieler des South Boma FC. Mit Hilfe meines Heimatvereins, dem SV Fortuna Griesheim, hatten wir den FC mit Trikots, Bällen und anderen Materialen ausgestattet. 

Natürlich nutzte ich die letzten Tage auch, um mich von netten Menschen und guten Freunden zu verabschieden. Für meine deutschen Freunde Thomas und Heike Becker, die in Tansania leben (Freies Wort berichtete) und bei denen ich einige Monate wohnte, organisierte ich am Lake Chala ein kleines Konzert. Dazu lud ich meine Freunde McDonald, Kelvin und Isack von der Band „Fineacoustic“ ein. Diese jungen und talentierten Musiker lernte ich kennen, als ich für einen Monat in Moshi lebte und wir so manch wunderbaren Abend miteinander verbrachten.

Der Abschied von Tansania fiel mir schwer, hatte ich hier doch fünf Monate gelebt, dabei wunderbare Momente gehabt und tolle Freunde gewonnen. Ich verließ dieses wunderschöne Land in Ostafrika mit dem Versprechen wiederzukommen, zumal meine persönlichen Projekte dort – die Unterstützung des Fußballvereins South Boma FC und einer Grundschule am Fuße des Kilimandscharo –  gelegentlich auch meine Anwesenheit erfordern werden.

Am 1. August landete ich nach einer langen Flugreise in London. Dort traf ich mich mit Andi, einem meiner besten Freunde. Er begleitete mich auf den letzten Tagen meiner Weltreise. Da wir an unterschiedlich und etwas außerhalb gelegenen Flughäfen ankamen, trafen wir uns in Victoria Station im Herzen Londons. Die ersten Stunden schlenderten wir mit viel Gesprächsstoff im Gepäck durch die Metropole, welche uns mit dem für die Insel bekannten wechselhaftem Wetter begrüßte. Dieses Wiedersehen hatten Andi und ich bereits seit einigen Wochen geplant und mit einem Roadtrip durch Teile Englands und Wales verbunden. Die ersten drei Tage erkundeten wir London, allerdings nicht in bekannten offenen roten Doppeldeckerbussen, sondern zu Fuß oder per Bahn. So besichtigten wir bei gemütlichen Spaziergängen unzählige Sehenswürdigkeiten wie Big Ben, Buckingham Palace, House of Parliament, Tower Bridge, Westminster Abbey, Tower of London oder die St. Pauls Cathedral. Einen Besuch sind definitiv auch die interessanten und ausgefallenen Märkte wert. Beispielsweise der Old Spitalfields oder der Borough Market. Letzteren gibt es seit dem 13. Jahrhundert. An seinen Ständen bekommt man nahezu alles, was das Feinschmeckerherz begehrt. Selbst wenn man nichts kauft, ist das Schlendern durch die kleinen Gassen ein netter Zeitvertreib. Selbiges gilt für die vielen idyllischen Parks, zumal sie keinen Eintritt verlangen. Hübsch anzusehende Blumenbeete, Teiche, Häuschen und Statuen verleihen ihnen einen durchaus zauberhaften Charme.

Selbigen versprühte auch das Städtchen Bristol. Hier übernachteten wir auf unserem Weg nach Wales. Die Stadt ist nicht nur reich an maritimer Geschichte, sondern hat auch jede Menge hübsche Gebäude und kleine coole Läden zu bieten. Auf unserer Erkundungstour durch die Innenstadt entdeckten wir ein paar Werke des berühmten und geheimnisvollen Graffitikünstlers Banksy, der aus Bristol kommt. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Kunstwerke dieses anonymen Straßenkünstlers als hier. 

Die Kathedrale von Bristol wurde im Jahre 1140 gegründet.

Cardiff in Wales war eine weitere Station unser Zugreise durch den Süden des Vereinigten Königreiches. Im Zentrum angekommen, glichen die Straßen einem Meer aus rot und weiß gekleideten sowie sportbegeisterten Menschen. An diesem Tag standen sich die Rugby-Nationalmannschaften aus Wales und England in einem Freundschaftsspiel gegenüber. Da weder Andi noch ich jemals eine solche Partie live erlebten, entschieden wir uns die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und uns ein Ticket zu kaufen. Auch wenn jenes nicht ganz kostengünstig war und wir kaum Regelkenntnis aufweisen konnten, war es ein interessantes Sportereignis und cooles Erlebnis. Die Stimmung war grandios und die Atmosphäre absolut freundlich. Erwähnenswert sind auch die vielen bunten Pubs und Bars, sowohl in Cardiff als auch in Bristol. Eine Tour durch die eine oder andere urige Kneipe mit entsprechender Livemusik war eine schöne Art, die Tage in diesen bunten, vielseitigen und sehr weltoffen wirkenden Städten ausklingen zu lassen. 

Der nächste Halt hieß Bath, eine historische und sehr bezaubernde Stadt im Südwesten Englands. Hier entspringen die einzigen heißen Quellen in ganz Großbritannien. Zu Fuß erkundeten wir die Innenstadt, die mit ihren historischen Gebäuden und den 2000 Jahre alten Bädern, sie zählen zu den am besten erhaltenen römischen Ruinen der Welt, zum Weltkulturerbe gehört. Eine Besonderheit der Stadt ist auch die gregorianische Architektur. Beispielsweise „The Royal Crescent“, ein Komplex aus 30 Wohnhäusern, der in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Halbmondform errichtet wurde. 

Am Abend genossen wir auf dem Bathwick Hill einen eindrucksvollen Ausblick auf die Stadt und ihre außergewöhnlichen alten Gebäude, die mit dem Sonnenuntergang, dem Licht und der Perspektive besonders toll zur Geltung kamen. Dieser Moment und die Stadt an sich waren ein absolutes Highlight unseres kleinen Roadtrips. 

Sonnenuntergang in Bath.

Nach einem Zwischenstopp in der Hafenstadt Southampton an Englands Südküste, hier brach die Titanic 1912 unter großem Jubel zur ihrer tragischen Jungfernfahrt auf, landeten wir in Rye, einem kleinen Städtchen, in dem die Zeit stehengeblieben schien. Man hatte das Gefühl, man lebe im mittelalterlichen England. Historische Gebäude im elisabethanischen Stil, enge Gassen aus Kopfsteinpflaster und malerische Häuser im Tudorstil. Sie sind über die Jahrhunderte hinweg bis zum heutigen Tag erhalten geblieben sind. Natürlich hat Rye seinen Wert längst erkannt und ist deshalb ein Touristenmagnet. So schlenderten auch wir durch die kleinen malerischen Gassen mit den Boutiquen, Geschäften, charmanten Kaffeehäusern und Pubs. Zwei Nächte schliefen wir in Rye, untergebracht in einer kleinen privaten Ferienwohnung. Öfters hatten wir in Wohnungen oder einem Zimmer lokaler Gastgeber übernachtet. Hier war sie wieder, jene Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die mir so oft während meiner Weltreise begegnete. 

Impressionen aus Rye:

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