Ein Zwischenstopp im Wüstenstaat

Am 13. Februar verließ ich Australien, den Kontinent, der mir für etwa sechs Wochen Heimat war. Tunesien stellte das nächste Reiseziel dar, hatte ich doch geplant hier meinen Zwillingsbruder Tony und Horst, einen meiner besten Freunde, wiederzusehen. Da es aber keinen Direktflug von Melbourne nach Tunis gab, nutzte ich auf meinem Langstreckenflug die Möglichkeit eines Zwischenstopps in Katar, die 14. Station auf meiner Weltreise. Entdecken wollte ich Doha, die Hauptstadt des Wüstenstaates.

Mit diesem sogenannten Stopover auf meiner Reise Richtung Nordafrika wollte ich die Strapazen des Langstreckenfluges minimieren und zusätzlich ein kleines Abenteuer einbauen.

Doha ist eine sehr moderne Stadt, liegt im Osten des Landes und direkt am Persischen Golf. Mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern ist sie nicht nur das wirtschaftliche Zentrum, sondern auch die am schnellsten wachsende Stadt des Landes. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Doha noch ein kleines Fischerdorf, in welchem es zu jener Zeit etwa 350 Boote gab, die man zum Perlentauchen nutzte.

Die Skyline der Stadt ist aus dieser Perspektive sehr beeindruckend.

Letzteres war übrigens in den vergangenen Jahrhunderten der wichtigste Beruf im Wüstenstaat. Das änderte sich allerdings ab Mitte des 20. Jahrhunderts, als sich das Geschäft mit den Meeresjuwelen immer weniger rentierte. Durch das große Vorkommen an Erdöl und Erdgas ist Katar natürlich ein sehr reiches Land, was unter anderem die zahlreichen Wolkenkratzer oder die künstlich angelegte Insel „The Pearl“ zeigen. 

Die Wolkenkratzer aus einer anderen Perspektive – auf meinem Bummel durch die Innenstadt Dohas.

Ich kam mitten in der Nacht nach einem 13-stündigen Flug am „Hamad International Airport“ an. Nachdem ich mich hier etwas frisch machte, wartete ich noch einige Stunden bis der Morgen graute, um ein Taxi zu meiner Unterkunft – einem Hostel – zu nehmen. Dieses lag im Zentrum von Doha, etwa elf Kilometer vom Flughafen entfernt. Dass meine Unterkunft schlecht zu finden sei, hatte ich bereits in den Bewertungen gelesen. Es sollte sich bewahrheiten, die Suche erwies sich wirklich als schwierig. Der nette Taxifahrer, ein Nepalese, hatte mich, der Adresse entsprechend, abgesetzt. Im besagten Gebäude konnte ich das Hostel zunächst nicht finden, auch wenn ich las, dass es sich im Penthaus befinden musste. Da es aber weder Hinweisschilder noch Anwohner gab, die vom Hostel wussten, irrte ich mindestens eine Stunde umher, bevor ein Mann des Sicherheitspersonals kam und mir jene Tür öffnete, vor welcher ich schon mehrfach stand, klopfte aber niemand öffnete. Da ich erst später einchecken aber mein 20 Kilo schweren Rucksack bereits im Hostel abstellen konnte, machte ich mich auf den Weg, die Stadt zu erkunden. 

Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Beispielsweise kann man sich ein Taxi nehmen. Uber ist hier eine gute und sichere Wahl. Für alle, die nicht wissen, was Uber ist, ich wusste es vor meiner Weltreise auch nicht, folgt an dieser Stelle eine kurze Erläuterung.

Uber ist, wie Grab, eine App, die einen Fahrservice vermittelt. Als Fahrgast buche ich einen Wagen per App. Auf meinem Handy gebe ich die Adresse ein, sehe den Preis, die Ankunftszeit sowie das Autokennzeichen. Auch wenn das fragwürdige Geschäftsmodell der US-amerikanischen Firma schon mehrfach Gegenstand von Gerichtsprozessen war, so ist die App einfach super praktisch. Erst recht, wenn man als Tourist an den meisten Flughäfen oft überteuerte Preise für ein Taxi zahlt.

Möglichkeit Nummer zwei – die Metro. Bei dieser handelt es sich um ein fahrerloses und hochmodernes Schienennetz, welches hauptsächlich unterirdisch verläuft. Es hat 37 Stationen und besteht aus drei Linien. Neben weiteren Varianten, wie lokalen Taxis, Mietwagen oder Fahrrädern, kann man natürlich auch zu Fuß gehen. Letzteres bevorzugte ich und lief stundenlang durch die Straßen und Gassen der Stadt, die 1971 mit der Unabhängigkeit vom britischen Protektorat offiziell zur Hauptstadt des Landes erklärt wurde. 

Auf meinem Spaziergang entdeckte ich zahlreiche Moscheen, moderne Wolkenkratzer, interessante Museen und Galerien, traditionelle Souks und andere architektonische Bauwerke. Die Stadt ist sehr sauber und trägt noch immer die Zeichen der (völlig zurecht) sehr umstrittenen Fussball-Weltmeisterschaft 2022.

An diesem heißen und sonnigen Tag, in der Wüstenstadt sind solche Tage so gut wie garantiert, legte ich etwa 30 Kilometer zurück. Natürlich kann man tagsüber in klimatisierte Einkaufszentren, Museen oder andere attraktive Orte fliehen. Ich aber schlenderte entlang der schönen Strandpromenade namens „La Corniche“, die sich sieben Kilometer entlang der Doha-Bucht erstreckt. Dieser Fußgängerweg ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern bietet auch einen wunderbaren Blick auf das Wasser auf der einen und die Skyline auf der anderen Seite. Mit Sonnencreme ausgestattet, lief ich, immer wieder an einigen sehenswerten Stationen vorbeikommend, bis ins Zentrum der Stadt. Auf dem Weg beobachtete ich die goldenen Strahlen, die sich gegen die Hochhäuser des zentralen Geschäftsviertels spiegelten und natürlich die Menschen, die sich am „La Corniche“ tummelten. Die einen warfen die Angel ins Meer, die anderen joggten, fuhren mit dem Rad oder unternahmen eine Bootsfahrt.

Eine Ausfahrt mit dem traditionellen Segelboot, sie werden Dhows genannt, ist eine Aktivität, die bei Groß und Klein für Begeisterung sorgt. Sie fahren täglich für Besucher im Hafen und an der Strandpromenade ein und aus.

Am späten Nachmittag besuchte ich den stimmungsvollen „Souk Waqif“, einst ein Handelszentrum für Beduinen, die Kamele kauften und verkauften. Der Markt gleicht einem Labyrinth an Geschäften, wo man lokale Produkte und andere Waren finden und kaufen kann. Auf dem Basar erwartete mich ein riesiges Angebot an Lebensmitteln, Kleidung, Kunsthandwerk, Haushaltswaren und Tieren. Der lebhafte und jahrhundertealte Markt öffnet immer am Morgen, ist während der brennenden Mittagssonne geschlossen und füllt sich am Abend erneut mit Leben. Er bietet mit musizierenden Künstlern und zum Verweilen einladenden Cafés eine besondere Atmosphäre. Natürlich wird auch viel Schnick-Schnack Feil geboten, doch das scheint bei orientalischen Basaren mittlerweile dazuzugehören.

Im Souk Waqif kann man zahlreiche orientalische Gewürze sehen, testen und natürlich kaufen 😉

Inmitten des bunten Treibens entdeckte ich einen ganz besonderen Souk, den Falcon Souk. Hier wurden lebende Falken und dazugehörige Pflegeutensilien verkauft. Eine moderne Falkenklinik war ebenfalls Bestandteil des Gebäudes. Der Falke, er gilt als Symbol für Wohlstand und Adel, ist der Nationalvogel Katars. Er wird verehrt und ist unmittelbar mit der Tradition und Kultur des Landes verbunden. Wie man mir erklärte, ist die Falknerei eine historische Jagdkunst aus der Zeit der Beduinenstämme. Diese bildeten den Greifvogel aus und nutzten ihn zur Jagd auf Zugvögel. Der Falke ist ein Einzelgänger und dient dem Falkner durch seinen Mut, seine Geduld und Ausdauer.

Doha beziehungsweise das Emirat Katar hat gewiss noch mehr zu bieten, allerdings reicht ein Tag natürlich nicht aus, um die unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten (z.B.: eine Wüstensafari) auszuprobieren oder diverse Sehenswürdigkeiten und Kulturschätze zu besichtigen. Zu Letzteren gehören beispielsweise das Nationalmuseum von Katar, die Nationalmoschee Imam Muhammad, das Museum für Islamische Kunst oder das Kunst- und Kulturzentrum „Katara Cultural Village“. 

Das Islamische Kulturzentrum Fanar bei Nacht. Zum Zentrum gehört eine Moschee mit einem in sich geschwungenen Turm. Wie eine Spirale erhebt er sich vor dem Horizont und erstrahlt am Abend in warmem Kunstlicht. Der Name Fanar und bedeutet übersetzt Leuchtturm und verweist auf die einzigartige Form des Minaretts.

Fazit meines sehr kurzen Aufenthaltes im Wüstenstaat: Die Einheimischen, denen ich begegnete, waren freundlich und hilfsbereit. Zudem bietet Doha seinen Besuchern eine interessante Mischung aus modernen Wundern und alten Traditionen, deren Erkundung und Entdeckung ich durchaus empfehlen kann. 

Kamele gehören zum Alltagsbild in Katar. Der Wüstenstaat ist beispielsweise seit dem Jahr 1972 ein Austragungsort für professionelle Kamelrennen. Ein Rennkamel kann bei kurzen Sprints eine Geschwindigkeit von über 60 km/h erreichen und anschließend eine Stunde lang mit rund 50 km/h galoppieren.

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