Historische Schätze und herzliche Begegnungen

Dem aufregenden Roadtrip durch Rumänien folgte ein interessanter Aufenthalt in Bulgarien. Dieser begann mit einer Busfahrt, wie ich sie bereits zu Beginn meiner Weltreise im August des letzten Jahres des öfteren erlebte. Ich nutzte einen Nachtbus, der mich für 17 Euro und innerhalb von sieben Stunden von Bukarest in die bulgarische Hauptstadt Sofia brachte. Die Reise begann kurz vor Mitternacht in der kalten rumänischen Hauptstadt. Hier hatte ich in der Wartehalle Efraim und dessen Frau aus Israel getroffen, die mit dem Beginn des Krieges ihre Heimat verließen. Sie lebten nahe dem Gazastreifen und hatten den Angriff der Hamas, die auch Raketen auf ihren Wohnort feuerten, überlebt. Er zeigte mir ein kurzes Video, welches er auf dem Weg in den naheliegenden Luftschutzkeller machte. Es zeigte eine Rakete, die ihre Stadt traf. Da sie sich eine Wohnung in den derzeit sicheren, aber überfüllten Gegenden im Land nicht leisten können, entschlossen sie sich in Osteuropa zu reisen beziehungsweise eine Weile aufzuhalten.

Nach diesem eindrücklichen Gespräch setzte ich mich in den warmen Bus und befand mich bereits nach eineinhalb Stunden an der Grenze zu Bulgarien. Diese bei Nacht zu überqueren, war eine 60 Minuten dauernde Prozedur. Zu meiner Freude sammelte ein Grenzpolizist im Bus die Reisedokumente ein, was bedeutete, dass wir nicht in die kalte Nacht hinausmussten und nach etwas mehr als einer Stunde des Wartens unsere Fahrt fortsetzen konnten. Am frühen Morgen erreichten wir das kalte Sofia. Hier wurde ich von einem blauen Himmel und einer strahlenden Sonne begrüßt. 

Sofia hat eine lange Geschichte, die bis zu den Römern zurückreicht. Die Stadt wurde im 8. Jahrhundert vor Christus gegründet und hatte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene kulturelle Einflüsse erfahren, darunter römische, byzantinische, osmanische und sowjetische. Die Stadt beeindruckte mich mit einer faszinierenden Mischung aus Geschichte und Modernität. Ich besuchte antike römische Ruinen, orthodoxe Kirchen, eine jüdische Synagoge und eine osmanische Moschee.

In Sofia hatte ich mir ein Zimmer über Airbnb gebucht, da ich in jenen Tagen Geburtstag hatte und diesen nicht wie letztes Jahr in Vietnam in einem großen Hostel mit vielen Menschen verbringen wollte. Airbnb heißt, man übernachtet in einem Haus oder einer Wohnung eines Einheimischen. Hier hat man sein eigenes privates Schlafzimmer. Andere Bereiche wie die Küche sowie das Wohn- oder Badezimmer nutzen eventuell auch andere. In Sofia hatte ich mir ein Zimmer in der Wohnung von Tarek gebucht. Er studiert Medizin an der hiesigen Universität, spricht sogar deutsch, da er für ein paar Jahre in Deutschland lebte. David, ein Franzose, hatte zu dieser Zeit das andere Zimmer in der Wohnung gebucht. Zu meinem Geburtstag aßen wir gemeinsam zu Abend und er schenkte mir ein Stückchen Torte, die er zuvor für mich kaufte, da er meinte, dass sowas einfach zu einem Geburtstag dazugehöre. 

David aus Frankreich hatte mir zum Geburtstag ein Stückchen Torte geschenkt. Er unterschrieb auch meinen Reise-Ball von Spirit of Football.

Meine Reise führte mich schließlich in den südlichen Teil Bulgariens nach Plovdiv, eine der ältesten Städte in Europa. Plovdiv hat eine reiche Geschichte, die über 6.000 Jahre zurückreicht und die historische Altstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe. Bei einer Free Walking Tour – einer Stadtführung, bei der die Teilnehmer lediglich auf freiwilliger Basis einen Betrag für die Tour zahlen – sah ich vielfältige Architektur, die Zeugnisse aus verschiedenen Epochen umfasst. So fanden sich in der Altstadt antike Ruinen, darunter das römische Amphitheater und das antike Stadium, mittelalterliche Kirchen, osmanische Moscheen, gut erhaltene Häuser aus der bulgarischen Wiedergeburtszeit, kopfsteingepflasterte Straßen und farbenfrohe Gebäude im Renaissancestil. Adi, unsere Stadtführerin, zeigte uns nicht nur all diese schönen und interessanten Plätze, sondern sprach auch über Land, Leute und Kultur. So machte sie uns beispielsweise darauf aufmerksam, dass in Bulgarien die Gesten mit dem Kopf vertauscht sind. Daher verneinst du etwas, indem du mit dem Kopf nickst. Während ein Kopfschütteln ein „Ja“ bedeutet. Schien gar nicht so schwer, aber vor allem in Alltagssituationen war das aufgrund alter Gewohnheiten gar nicht so leicht. 

Impressionen aus Plovdiv:

Nur ein paar Meter von meiner Unterkunft entfernt, befand sich die älteste Moschee Plovdivs – die Dzhumaya-Moschee, ein historisches und architektonisches Juwel. Sie wurde im 14. Jahrhundert während der osmanischen Herrschaft erbaut und ist eines der ältesten islamischen Gebäude auf dem Balkan. Auch hier ließ ich es mir nicht nehmen und ging hinein. Wie in jeder Moschee üblich, zog ich die Schuhe aus. Letzteres ist eine kulturelle und religiöse Praxis im Islam, die auf Reinheit und Respekt vor dem Gebetsraum abzielt. Im Inneren setzte ich mich auf den Boden, sprach ein kleines Gebet, schaute fasziniert auf die Verzierungen und genoss die historische Atmosphäre. Um mich herum, einige Muslime, die ebenfalls beteten. Einer von ihnen kam plötzlich auf mich zu und begrüßte mich auf das Herzlichste. Sein Name war Achmed. Ursprünglich kommt er aus Pakistan, lebt aber schon seit vielen Jahren in England. Wir stellten uns einander vor und plauderten für ein paar Minuten. Die Einladung ihn besuchen zu kommen, sofern ich mal in der Nähe sein sollte, erhielt ich schließlich auch noch. 

Mein nächstes Ziel war die bedeutende Hafenstadt Varna an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Um dorthin zu gelangen, nutzte ich den Zug. Dafür kaufte ich mir tags zuvor ein entsprechendes Ticket, allerdings erwähnte die Frau am Schalter nicht, dass der Zug nicht am Hauptbahnhof losfährt, sondern am anderen Ende der Stadt. Dies fand ich erst kurz vor Abfahrt heraus, nahm notgedrungen ein Taxi zum entsprechenden Ort und stieg zehn Minuten vor Abfahrt in den alten und komplett mit Graffiti besprühten Zug ein. In der Wartehalle traf ich Kaloyan, einen jungen Bulgaren, der mir meine Frage nach dem richtigen Gleis dankenswerterweise beantwortete, zumal es keinen Aushang gab. Auf der anschließenden sechsstündigen Zugfahrt, die eine malerische Reise durch die unterschiedlichen Regionen des Landes bot, unterhielten wir uns über viele verschiedene Themen (Politik, Umwelt, Beruf etc). Varna selbst ist ein beliebtestes Reiseziel, besonders im Sommer. Die Stadt lockt mit ihren Stränden, dem Meeresgarten und dem maritimen Flair. Hier angekommen, war das Wetter alles andere als gemütlich. Es war kalt und windig. Ein paar Stunden später sorgte eine Extremwetterlage mit Sturm und Schnee im ganzen Land für Chaos, so auch in Varna, einer Stadt mit reicher Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Hier lernte ich in einem Hostel Kelvin aus Südafrika kennen. Er wohnt in Kanada, ist 67 Jahre alt und reist seit 18 Monaten mit dem Fahrrad durch die Welt. Während es draußen stürmte, nutzten wir die Zeit für sehr interessante Gespräche. 

Es sind genau solche Begegnungen (Kelvin, Kaloyan, Achmed, David), die ich liebe, schätze und weshalb mir das Reisen einfach so viel Freude bereitet. Das Treffen von wildfremden Menschen und das Hören ihrer Lebensgeschichten empfinde ich als die besten Nebenwirkungen meiner nicht diagnostizierten Krankheit namens Fernweh. Warum? Weil sie mir die Möglichkeiten bieten, vielfältige Perspektiven, Kulturen und Lebensweisen kennenzulernen. Sie erweitern meinen Horizont, fördern gleichzeitig den so wichtigen interkulturellen Austausch und schaffen oft einfach unvergessliche Momente. 

Straßenkunst in Plovdiv:

Here follows the English translation:

Historical treasures and warm encounters

The exciting road trip through Romania was followed by an interesting stay in Bulgaria. This began with a bus journey, as I had already experienced several times at the beginning of my trip around the world in August last year. I took an overnight bus that took me from Bucharest to the Bulgarian capital Sofia for 17 euros and within seven hours. The journey began shortly before midnight in the cold Romanian capital. Here, in the waiting hall, I had met Efraim and his wife from Israel, who had left their home country at the start of the war. They lived near the Gaza Strip and had survived the attack by Hamas, who also fired rockets at their home. He showed me a short video he took on his way to the nearby bomb shelter. It showed a rocket hitting their town. As they cannot afford to live in the currently safe but overcrowded areas of the country, they decided to travel to Eastern Europe or stay there for a while.
After this impressive conversation, I got on the warm bus and found myself at the border with Bulgaria after just an hour and a half. Crossing the border at night was a 60-minute procedure. To my delight, a border police officer collected the travel documents on the bus, which meant that we didn’t have to go out into the cold night and were able to continue our journey after just over an hour of waiting. Early in the morning we arrived in cold Sofia. Here I was greeted by a blue sky and bright sunshine.
Sofia has a long history dating back to the Romans. The city was founded in the 8th century BC and had experienced various cultural influences over the centuries, including Roman, Byzantine, Ottoman and Soviet. The city impressed me with its fascinating mix of history and modernity. I visited ancient Roman ruins, Orthodox churches, a Jewish synagogue and an Ottoman mosque.
In Sofia, I had booked a room via Airbnb as it was my birthday and I didn’t want to spend it in a large hostel with lots of people like last year in Vietnam. Airbnb means that you stay in a house or flat belonging to a local. Here you have your own private bedroom. Other areas such as the kitchen and the living room or bathroom may also be used by others. In Sofia, I had booked a room in Tarek’s flat. He is studying medicine at the local university and even speaks German, as he lived in Germany for a few years. David, a Frenchman, had booked the other room in the flat at the time. For my birthday, we had dinner together and he gave me a piece of cake that he had bought for me beforehand, as he thought it was just part of a birthday.
My journey finally took me to the southern part of Bulgaria to Plovdiv, one of the oldest cities in Europe. Plovdiv has a rich history dating back over 6,000 years and the historic city centre is a UNESCO World Heritage Site. On a free walking tour – a city tour where participants only pay a fee for the tour on a voluntary basis – I saw a variety of architecture, which includes evidence from different eras. In the old town, there were ancient ruins, including the Roman amphitheatre and the ancient stadium, medieval churches, Ottoman mosques, well-preserved houses from the Bulgarian Revival period, cobbled streets and colourful Renaissance-style buildings. Adi, our city guide, not only showed us all these beautiful and interesting places, but also talked about the country, its people and culture. For example, she drew our attention to the fact that gestures are reversed with the head in Bulgaria. Therefore, you deny something by nodding your head. Whereas a shake of the head means „yes“. It didn’t seem so difficult, but especially in everyday situations it wasn’t so easy due to old habits.
Just a few metres away from my accommodation was the oldest mosque in Plovdiv – the Dzhumaya Mosque, a historical and architectural gem. It was built in the 14th century during Ottoman rule and is one of the oldest Islamic buildings in the Balkans. I didn’t miss the chance to go inside here either. As is customary in every mosque, I took off my shoes. The latter is a cultural and religious practice in Islam, aimed at purity and respect for the prayer room. Once inside, I sat down on the floor, said a short prayer, gazed in fascination at the decorations and savoured the historic atmosphere. Around me, some Muslims were also praying. One of them suddenly came up to me and greeted me warmly. His name was Achmed. He is originally from Pakistan, but has lived in England for many years. We introduced ourselves and chatted for a few minutes. I eventually received an invitation to visit him if I was ever in the neighbourhood.
My next destination was the important harbour town of Varna on the Bulgarian Black Sea coast. To get there, I took the train. I had bought a ticket the day before, but the woman at the ticket counter didn’t mention that the train didn’t leave from the main station, but from the other end of the city. I only found this out shortly before departure, took a taxi to the relevant location out of necessity and boarded the old train, which was completely covered in graffiti, ten minutes before departure. In the waiting hall I met Kaloyan, a young Bulgarian, who thankfully answered my question about the right platform, especially as there was no notice board. On the subsequent six-hour train journey, which offered a picturesque journey through the different regions of the country, we talked about many different topics (politics, the environment, work, etc.). Varna itself is a favourite tourist destination, especially in summer. The city attracts visitors with its beaches, sea garden and maritime flair. When we arrived here, the weather was anything but cosy. It was cold and windy. A few hours later, an extreme weather situation with storms and snow caused chaos throughout the country, including in Varna, a city with a rich history dating back to ancient times. Here I met Kelvin from South Africa in a hostel. He lives in Canada, is 67 years old and has been travelling the world by bike for 18 months. While it was storming outside, we used the time for some very interesting conversations.
It’s precisely encounters like these (Kelvin, Kaloyan, Achmed, David) that I love and appreciate, and why I simply enjoy travelling so much. Meeting complete strangers and hearing their life stories are the best side effects of my undiagnosed illness called wanderlust. Why? Because they give me the opportunity to learn about diverse perspectives, cultures and ways of life. They broaden my horizons, promote the all-important intercultural exchange and often simply create unforgettable moments.

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