Elefanten, Giraffen, Zebras, Flusspferde, Büffel, verschiedene Pflanzen- und Vogelarten und noch einige andere wunderschöne Tiere. All das bekam ich zusehen, als mich meine Weltreise Ende Mai nach Kenia führte. Zwei Tage war ich auf Safari im Tsavo West Nationalpark. Dieses herrliche Fleckchen Erde war bestens geeignet, um Einsamkeit und raue Wildnis zu genießen.
Ganz so einsam war ich dann aber doch nicht. Begleitet wurde ich nämlich von Hilary, einem Tansanier mit dem ich bereits seit 2019 befreundet bin.
Da ich in den letzten Wochen am wunderschönen Lake Chala wohnte, wählten wir den naheliegenden Grenzübergang Holili/Taveta. Dieser befand sich lediglich ein paar Autominuten entfernt. Um die Grenze passieren und kenianischen Boden betreten zu dürfen, brauchte es natürlich ein paar Voraussetzungen. Zum einen das Visum für Kenia. Jenes beantragte ich einen Tag zuvor online. Hier galt es, einige Fragen zu beantworten, Dokumente hochzuladen und die Gebühr von 52 € zu bezahlen. Schon am nächsten Morgen war der Antrag positiv beschieden. Da ich das Auto meiner deutschen Freunde Thomas und Heike für das bereits erwähnte Safari-Abenteuer nutzte, war neben einer Vollmacht für die Fahrzeugnutzung auch eine entsprechende Versicherung für Kenia notwendig. Um letzteres kümmerte sich ein Agent, den wir am Vortag kontaktierten und damit beauftragten. Zudem musste ich meinen Internationalen Führerschein und die Gelbfieber-Impfung vorweisen.
Da ich nach der Safari wieder nach Tansania wollte, benötigte ich dafür ebenfalls ein Visum, welches normalerweise 50 Dollar kostet. An dieser Stelle sei lediglich erwähnt, dass sich jenes Unterfangen schwierig gestaltete, da ich auf einen korrupten Grenzoffizier traf. Über die Gespräche im Hinterzimmer, in welches ich und Hilary geführt wurden, möchte ich hier nicht viele Worte verlieren. Es sei lediglich soviel gesagt: es ging um die Zahlung eines zusätzlichen und nicht gerade niedrigen Betrages, damit ich zum zweiten Mal ein Touristenvisum für Tansania erhalten konnte.
Trotz jenes unangenehmen Erlebnisses an der Grenze, war der Ausflug nach Kenia einfach wunderbar.
Wenige Kilometer nach der Grenze führte uns die offizielle Straße bereits durch den Nationalpark. Verkehrsschilder wiesen auf wandernde Wildtiere hin, dementsprechend gab es ein Tempolimit. Die Hauptstraße, die bis nach Mombasa führt, teilt den Nationalpark in einen östlichen und westlichen Teil. Mit seinem Zwilling, dem Tsavo Ost, bildet Tsavo West eines der größten Wildschutzgebiete in Afrika. Das besteht insgesamt aus über 20.000 km² reiner Wildnis mit Savanne, Bergen, Akazienwäldern und einem Flusssystem. Übrigens war der Tsavo im Ersten Weltkrieg Schauplatz einiger Kämpfe zwischen britischen und deutschen Truppen.
Schon auf unserem Weg zum „Northern Maktau Gate“ sahen wir am Straßenrand oder in unmittelbarer Nähe einige Tiere, was die Vorfreude auf den Park noch vergrößerte. Am Eingangstor angekommen, wurden wir durch einen Ranger ganz herzlich begrüßt. Der Eintritt war im Vergleich zu tansanischen Nationalparks geringer und galt für 24 Stunden.
Mit dem Auto fuhren wir schließlich mehr als 50 Kilometer durch den Park bis zum Severin Safari Camp. Dort bezogen wir ein schönes kleines Häuschen zur Selbstversorgung. Schon auf dem Weg zur Unterkunft erblickten wir verschiedene Tiere, beispielsweise ein Herde Elefanten. Manche von ihnen schimmerten rötlich. Das, so ließ ich mir erklären, liegt am roten Boden Tsavos. Dessen Staub nutzen die Elefanten zur Körperpflege.
Eine Herde Elefanten im Tsavo West Nationalpark.
Jene und weitere Momente waren so besonders und einzigartig, zumal aufgrund der Nebensaison keine weiteren Touristen in der Nähe waren und diese Naturschauspiel sahen. Die Landschaft im Park war sehr abwechslungsreich – flach, hügelig und bergig. Offene Steppen, Wälder, Savannen, Seen, Flüsse und Vulkanlandschaften. Aufgrund der Regenperiode, die man hier nach Aussagen der Ranger von Mitte April bis Mitte Juni datiert, leuchtete die Savanne herrlich grün. Natürlich war es durch die dichte Vegetation schwieriger, Wildtiere zu entdecken aber Sorgen, keine Tiere zu sehen, mussten wir uns definitiv nicht machen. Häufig konnten wir Giraffen, Elefanten, Zebras, Kudus, Impalas und Gazellen beobachten. Die Frage, ob ich alle Vertreter der Big Five (Leopard, Löwe, Elefant, Büffel und Nashorn) gesehen habe, muss ich verneinen. Allerdings spielte das für mich keine Rolle, war ich doch schon 2004 in Südafrika sowie 2014 und 2019 in Tansania auf Safari und habe jene und viele andere interessante Tiere gesehen. Übrigens stammt der Begriff „Big Five“ aus der Zeit der Großwildjäger. Sie stuften die afrikanischen Tiere danach ein, wie gefährlich sie zu jagen waren. Die Big Five waren die Tiere, die man in Afrika zu Fuß nur schwierig jagen konnte, weil sie so gefährlich waren.
Am zweiten Tag unserer kurzen aber intensiven Safari machten wir uns auf den Weg zu den Mzima Springs, die zu den Hauptattraktionen des Parks gehören. Die Mzima Springs sind eine Süßwasseroase und Quelle. Letztere wird unterirdisch vom Wasser der Chyulu Berge und des Kilimanjaro gespeist. Über 200 Millionen Liter sprudeln hier täglich in die Quellbecken, erklärte uns ein Ranger, der uns auf der einstündigen Wanderung durch das Biotop begleitete. Wir folgten den dafür vorgesehenen Pfaden. Vom Weg sollte man lieber nicht abkommen, erst recht nicht in Ufernähe. Hier leben Flusspferde und Krokodile. Jene zu erblicken war eindrucksvoll aber auch respekteinflößend, zumal sie ja zu den gefährlichsten Wildtieren im Park gehören. In einer Unterwasserstation konnten wir schließlich einen einzigartigen Blick auf die sich im Quellwasser tummelnden Fische werfen.
Zweifelsohne hätte ich noch länger in diesem wundervollen Park mit seinen herrlichen Landschaften und faszinierenden Tieren bleiben können. Doch da Safaritage durchaus preisintensiv sind und ich mein Weltreise-Budget im Auge haben muss, genügten mir schließlich zwei Tage in der Wildnis Kenias.