Laufabenteuer am Kilimandscharo

Seit über 25 Jahren bin ich leidenschaftlicher Hobbyläufer. Am letzten Sonntag wagte ich mich erstmals an einen Halbmarathon, und nicht irgendeinen – den Kilimanjaro-Halbmarathon. Als ich mich durch die 21,1 Kilometer kämpfte, wurde mir bewusst, dass ich nicht nur in Moshi lebe, wo diese für Tansania bedeutendste Laufveranstaltung stattfand, sondern auch erstmals an einem Wettkampf auf afrikanischem Boden teilnahm.

Meine Vorbereitung erstreckte sich über mehrere Monate, auch als ich noch in Deutschland weilte. Mein Ziel für den ersten Halbmarathon meines Lebens: 1 Stunde und 45 Minuten. Das Laufen hier ist nicht ganz mit dem in Deutschland vergleichbar, das Wetter im tansanischen Sommer (schwül und sehr warm) stellt den Körper vor eine anspruchsvolle Herausforderung.

Am Tag vor dem Event holte ich meine Startnummer ab, eine dreistündige Prozedur. Beim Warten in der Schlange hatte ich das Vergnügen, zwei charmante Frauen kennenzulernen. Beide waren extra aus Kenia angereist. Während wir uns nett unterhielten, erfuhr ich, dass ihr Fokus darauf lag, den Halbmarathon irgendwie zu überstehen und die begehrte Teilnehmermedaille in Empfang zu nehmen. Überhaupt ist der Kili-Marathon in Moshi ein jährliches Spektakel für dieses ostafrikanische Land. Dieses Mal hatten sich über 10.000 Männer und Frauen angemeldet: 6000 für den Halbmarathon, 950 für den Marathon und 4500 für das 5-Kilometer Fun Race. Der Lauf-Hype hier ist gewaltig.

Mein Rennen begann um 7 Uhr morgens. Nachdem ich mich durch die Anfangsmassen kämpfte, konnte ich mein Tempo gut durchziehen. Die Strecke begann mit einem Anstieg von 290 Metern auf den ersten 8 Kilometern, gefolgt von einer unbefestigten Straße durch kleine Dörfer, vorbei an Farmen und Schulen. Dann ging es größtenteils bergab, bevor die letzten drei Kilometer zurück ins Stadion führten.

Nach etwa vier Kilometern tat sich eine besondere Verbindung auf – in Dio, einem Tansanier, fand ich meinen Laufpartner beziehungsweise unerwarteten Verbündeten. Unsere Blicke trafen sich, und ohne ein Wort zu sagen, liefen wir Seite an Seite. 

Dio (ganz links im Bild) war mein Begleiter ab Kilometer 4.

Die Menschenmassen am Straßenrand feuerten uns an, und die Versorgungsstellen entlang der Strecke glichen regelrecht kleinen Straßenpartys. Musik schallte durch die Luft, mobile Wasserduschen sorgten für eine erfrischende Abkühlung, und die Menschenmengen jubelten und applaudierten den Läufern zu. Es war ein belebendes Gefühl, als würde man von einer festlichen Atmosphäre begleitet.

Der sechste Kilometer stellte für mich die größte Herausforderung dar, aber auch die darauf folgenden Abschnitte trugen zur Erschöpfung bei. Mein Körper kämpfte, insbesondere auf den letzten drei Kilometern. Etwa zweitausend Meter vor dem Ziel, als sich die Anstrengung in den Beinen bemerkbar machte, wurde Dio langsamer und ich spürte den inneren Drang, ihn zu unterstützen. Ohne zu zögern, griff ich nach seiner Hand und zog ihn mit. Es war ein stummer Pakt des Zusammenhalts, eine Geste der Solidarität auf dem heißen Asphalt unter dem eindrucksvollen Kilimanjaro. Kurz vor dem Ziel nahm ich seine Hand erneut und gemeinsam überquerten wir die Ziellinie.

Mit 1 Stunde, 36 Minuten und 21 Sekunden hatte ich mein Ziel deutlich unterboten und belegte Platz 120 von rund 6000 Halbmarathon-Teilnehmern. In der Kategorie „Europa“ stand ich auf dem ersten Platz – folglich war ich auch schnellster Deutscher. Die Freude über die großartige Laufzeit und die Erfahrung, meinen ersten Halbmarathon in meiner zweiten Heimat Tansania absolviert zu haben, war riesig.

Geschafft, aber glücklich und zufrieden nach dem Zieleinlauf.

Im Stadion warteten meine Fußballer der Moskisa Football Academy. Dort engagiere ich mich seit geraumer Zeit dreimal wöchentlich für meine Hilfsorganisation Karibuni Watu, unterrichte Deutsch, leite Fußballworkshops und Trainingseinheiten. Die Jungs empfingen mich strahlend und gratulierten mir zu meiner Leistung. Die silberne Teilnehmermedaille und die wunderbaren Erinnerungen an dieses afrikanische Laufabenteuer werden bleiben.

Here is the English translation:

Running adventure on Kilimanjaro

I have been a passionate amateur runner for over 25 years. Last Sunday, I took on my first half marathon, and not just any half marathon – the Kilimanjaro Half Marathon. As I battled my way through the 21.1 kilometres, I realised that not only was I living in Moshi, where this most important running event for Tanzania took place, but I was also taking part in a competition on African soil for the first time.
My preparation lasted several months, even when I was still in Germany. My goal for the first half marathon of my life: 1 hour and 45 minutes. Running here is not quite comparable to running in Germany, the weather in the Tanzanian summer (humid and very warm) is a demanding challenge for the body.
I collected my race number the day before the event, a three-hour procedure. While waiting in the queue, I had the pleasure of meeting two charming women. Both had travelled all the way from Kenya. While we had a nice chat, I learnt that their focus was on somehow surviving the half marathon and receiving the coveted participant medal. The Kili Marathon in Moshi is an annual spectacle for this East African country. This time, over 10,000 men and women had registered: 6,000 for the half marathon, 950 for the marathon and 4,500 for the 5-kilometre fun race. The running hype here is huge.
My race started at 7am. After fighting my way through the initial crowds, I was able to keep up my pace. The course started with a climb of 290 metres for the first 8 kilometres, followed by a dirt road through small villages, past farms and schools. Then it was mostly downhill before the last three kilometres led back to the stadium.
After about four kilometres, a special connection opened up – in Dio, a Tanzanian, I found my running partner and unexpected ally. Our eyes met and without saying a word, we ran side by side.
The crowds at the side of the road cheered us on and the aid stations along the route were like little street parties. Music blared through the air, mobile water showers provided a refreshing cool-down and the crowds cheered and applauded the runners. It was an invigorating feeling, like being accompanied by a festive atmosphere.
The sixth kilometre was the most challenging for me, but the sections that followed also contributed to the exhaustion. My body was struggling, especially in the last three kilometres. About two thousand metres before the finish, as the effort in my legs became noticeable, Dio slowed down and I felt the inner urge to support him. Without hesitation, I grabbed his hand and pulled him along. It was a silent pact of cohesion, a gesture of solidarity on the hot tarmac beneath the imposing Kilimanjaro. Shortly before the finish, I took his hand again and we crossed the finish line together. With a time of 1 hour, 36 minutes and 21 seconds, I had clearly beaten my target and finished in 120th place out of around 6000 half marathon participants. I came first in the „Europe“ category – which meant I was also the fastest German. I was delighted with my great time and the experience of completing my first half marathon in my second home country, Tanzania.
My footballers from the Moskisa Football Academy were waiting for me in the stadium. I have been working there three times a week for some time now for my aid organisation Karibuni Watu, teaching German, running football workshops and training sessions. The boys welcomed me beaming and congratulated me on my achievement. The silver medal and the wonderful memories of this African running adventure will stay with me.

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