Adijo, Slowenien. 5 Tage (19.-24.August) verbrachte ich in Ljubljana, eine der kleinsten europäischen Hauptstädte. Die Stadt am Fluss Ljubljanica hatte viel zu bieten: malerische Brücken, einen charmanten und belebten Marktplatz, idyllische Parkanlagen, zahlreiche kulinarische Spezialitäten und einen interessanten Mix unterschiedlicher kultureller Traditionen. Die Stadt schien immer in Bewegung und glich einem Schmelztiegel von Historie und Moderne, von Kreativität und Nachhaltigkeit. Nicht zu vergessen: die zauberhafte Umgebung. Berge und Meer sind quasi vor der Haustür: die slowenischen Alpen und die slowenische Adria.
Da ich die Adria bereits in Kroatien erlebte, auf ihr mit dem Stand-Up-Paddle fuhr und auch in ihr schwamm, zog es mich nach einem abwechslungsreichen Wochenende mit viel Sightseeing, zwei sportlichen Läufen im Tivoli-Park und einem wunderbaren Musikkonzert in der Innenstadt wieder in die Berge.
Nach einer kleinen Wanderung bot sich mir diese wunderbare Sicht auf den Bleder See.
Am Montag, den 22. August fuhr ich für eine 1O-Kilometer lange Wanderung nach Bled. Der Ort an den Ausläufern der Julischen Alpen und gleichnamige Alpensee gehören zu den schönsten Sehenswürdigkeiten Sloweniens. Mich wundert’s nicht: die Kulisse ist auch irgendwie kitschig schön. Mitten im See liegt eine Insel mit einer Kirche, welche die bekannte „Wunschglocke“ aus dem Jahre 1543 beherbergt. Der Ort mit seinen hübschen Aussichtspunkten und der eindrucksvollen Bergkulisse am Horizont ist wahres Juwel und war diesen Besuch wert.
Am darauffolgenden Morgen setzte ich mich erneut in einen Bus, um Ljubljanas Innenstadt zu verlassen. Ziel meines Ausflugs war die Velika Planina, eine märchenhafte Hochebene mit einer der größten Hirtensiedlungen Europas. Dafür fuhr ich eine Stunde bis Kamink und anschließend noch 15 Minuten bis zur Seilbahnstation Kamniška Bistrica. Für 21 Euro kann man dort ein Ticket für die Auf- und Abfahrt erwerben. Allerdings liebe ich sportliche Herausforderungen und so machte ich mich zu Fuß auf die Hochebene und dessen Gipfel Gradišče mit 1667 Metern. Zunächst galt es 1000 Höhenmeter und einen ziemlich steilen Anstieg zu überwinden. Auf schmalen Pfaden zog sich der Weg zu Beginn durch einen dichten Wald. Steinige Abschnitte und Wurzelpfade wechselten sich ab. Hin und wieder durchquerte der offizielle Weg eingezäunte Kuhweiden. Getroffen habe ich dabei lediglich Kühe, die sich beim Grasen nicht stören ließen und zwei Menschen, die sich ebenfalls den Berg hinauf machten. Ansonsten schien der Wanderweg den meisten Touristen wohl zu anstrengend und sie nutzen die vorhandene technische Möglichkeit, um den Berg zu bezwingen. Nach dreieinhalb Stunden war dieses teilweise sehr schweißtreibende Abenteuer geschafft und ich staunte nicht schlecht, welch wunderbare Aussicht mir bot. Die Mühe hatte sich gelohnt. Ringsherum von der Sonne angestrahlte Berge, deren Gipfel sich teilweise wolkenverhangen versteckten. Mein Blick konnte kilometerweit schweifen und weit entfernte Städte erblicken.
Ein kurzes Video, welches einen ersten Eindruck dieses wunderschönen Ortes vermitteln soll.
Doch dem nicht genug. Die Velika Planina selbst hatte natürlich noch mehr zu bieten. Beispielsweise die 140 Hütten, die für ihre typische Architektur bekannt sind. So sind die Dächer mit typischen Dachschindeln aus Fichtenholz gedeckt und reichen fast bis an den Boden. Während sie im Winter unbewohnt sind, werden die meisten in den Sommermonaten von Hirten bewirtschaftet, die mit dem Vieh auf der Alm bis Ende September bleiben. So auch Robert aus dem naheliegenden Örtchen Stahovica.
An seiner Hütte vorbeilaufend, lud ein Schild zum Verweilen und Stärken ein. Eine Stärkung hatte ich mir nach der Wanderung verdient und so nahm ich auf einer der großen Holzbänke im Vorgarten Platz. Die kleine Speisekarte hat eine Käseplatte, Sauermilch, Sterz und Strudel zu bieten. Ich entschied mich für Letzteren. Und nachdem sich der Hüttenwirt von den französischen Gästen verabschiedete, bat ich ihn Platz zu nehmen und mir von seinem Leben auf der Alm zu berichten. Er lebt hier von Anfang Mai bis Ende September, anschließend würde es sehr kalt werden und seine zehn Milchkühe hätten nicht mehr genügend zu essen. Zweimal täglich werden diese per Hand gemolken. Daraus werden der Käse und alle weiteren Produkte hergestellt. Seine Frau sei eine gute Köchin und Bäckerin erzählte er stolz und bat mich um eine Einschätzung des selbstgemachten Strudels. Zweifelsohne war dieser sehr lecker aber mit fünf Euro auch gut bezahlt. Die meisten Touristen, die aus Tschechien, Polen, Italien, Frankreich und Deutschland kommen, mögen seine dargebotenen Speisen. Spanier so sagte er, seien da wählerischer.
Das Leben auf der Velika Planina hat eine lange Tradition, meinte Robert. Recht hat er, denn ich las, dass die Hochebene seit prähistorischer Zeit von Hirten als Alm genutzt wird.
Schlafen könne man als Tourist in der Hirtensiedlung, auf welcher sein Haus steht, nicht. Es sei denn man hat eine freundschaftliche Verbindung zu einem Hüttenbesitzer. Von denen sind übrigens nicht alle Hirten, deshalb sind die meisten Hütten auch im Sommer geschlossen oder lediglich am Wochenende bewohnt. Übernachten kann man aber trotzdem auf der Alm und zwar in der dafür angelegten Feriensiedlung, wo es möglich ist, eine Hütte zu mieten.
Nach diesen wundervollen Eindrücken kehrte ich mit der Seilbahn ins Tal zurück und anschließend mit dem Bus nach Ljubljana. Dort verbrachte ich den letzten Abend im Hostel mit erst kurz zuvor kennengelernten jungen Leuten an der Bar in der Gemeinschaftslounge. Darunter Jack und Tobi aus England sowie Dominic aus Melbourne. Auch drei Deutsche waren dabei. Für mich sind diese Momente auf meiner Weltreise besonders und schön. Man unterhält sich, lacht und manchmal spielt man dabei Karten. Das zeigt mir, wie unkompliziert das Miteinander und die Interaktivität zwischen Fremden doch sein kann.
Am Mittwochmorgen verabschiedete ich mich schließlich von Laibach, so die deutsche Bezeichnung Ljubljanas, einer romantischen Stadt, die mit zahllosen wunderschönen Aussichtspunkten und inspirierenden Geschichten auf jeden Fall einen Besuch wert war.
Meine nächsten Stationen waren Banja Luka und Sarajewo in Bosnien-Herzegowina. Doch dazu mehr in den nächsten Tagen.
P.S.: Wie immer eine kleine Anmerkung zu den Galerien: Um die Bilder im vollen Format zu sehen, einfach länger draufbleiben oder anklicken – je nach Endgerät 😉
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Großartig, dass Du immer wieder Leute kennenlernst und so viel tiefer eintauchen kannst, als es dem normalen Tourist möglich ist. Bleib weiter neugierig und lass uns an Deinen Abenteuern teilhaben. Liebe Grüße aus dem Süden.
Ich muss ja alles kommentieren,zumindest ist das mein Wunsch bis wir uns wiedersehen🙂Das ist wirklich eine schöne Gegend. Tatsächlich würde ich da mal Urlaub machen wollen. Vielleicht machen wir das mal zusammen „im Alter“ 😂 und du zeigst mir wo du warst. In das schöne Holzhüttendorf zum göffeln👀 muss ich definitiv als Tischler. LG