Fast drei Monate ist es her, als ich in Tansania landete, bei hochsommerlichen Temperaturen von etwa 30 Grad. Mittlerweile hat die Regenzeit begonnen, wobei die Temperaturen zumindest tagsüber noch immer auf etwa schweißtreibende 30 Grad klettern können. Die letzten Wochen waren für mich persönlich aber auch als Vorsitzender meiner Hilfsorganisation Karibuni Watu eine Zeit voller Herausforderungen, aber auch erfüllender Momente des Miteinanders und des Fortschritts.
Eines der zentralen Projekte, an dem ich momentan für meine Organisation arbeite, ist der Bau eines neuen Klassenraums an der Wondo Primary School am Fuße des Kilimanjaro auf 1800 m Höhe. Es ist ermutigend zu sehen, wie die Bauarbeiten voranschreiten. Ende Februar rissen wir ein altes und einsturzgefährdetes Gebäude ab. Mittlerweile ist das Fundament für ein Neues gelegt und das Material für Wände und Dach bereits vorhanden.
Seit meiner Ankunft hier sind meine Tage reich gefüllt und Langeweile ist definitiv ein Fremdwort geworden. Zwischen der Organisation des Bauprojekts, dem Beschaffen von Baumaterialien, zahlreichen Gesprächen mit Handwerkern und Partnern, der Bewältigung der Bürokratie und des gesamten Papierkrams, einschließlich Abrechnungen und Genehmigungen, bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Um sicherzustellen, dass alles reibungslos verläuft, besuche ich die Baustelle regelmäßig. Der Weg hinauf zur Schule stellt jedoch nicht nur für mich, sondern auch für die Unternehmen, die die Materialien transportieren, eine enorme Herausforderung dar. Die Erreichbarkeit der Schule hängt stark vom Wetter ab: Regen verwandelt den Weg in eine unwegsame Strecke, die selbst für große Lastwagen oft unpassierbar wird. Zu rutschig und gefährlich für Mensch und Fahrzeug gleichermaßen.
Neben der Wondo Primary School widmet sich Karibuni Watu drei weiteren Projekten, darunter die Moskisa Football Academy. Hier engagiere ich mich zweimal pro Woche, indem ich Deutschunterricht sowie fußballspezifische Workshops anbiete. Diese Workshops umfassen Themen wie Koordination, Life Kinetik und taktische Schulungen, um den Spielern ein ganzheitliches Verständnis des Spiels zu vermitteln. Zusätzlich dazu unternehme ich jeden Samstag eine zehn Kilometer lange Radtour zum Fußballplatz, um dort ein intensives Training mit der Academy abzuhalten. Kürzlich organisierten wir einen Koch-Workshop, der nicht nur praktische Kochaktivitäten wie das Zubereiten von Spaghetti Bolognese und gesundem Salat umfasste, sondern auch theoretische Diskussionen über die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für Sportler einschloss.
Ein weiteres Projekt, dem ich meine Aufmerksamkeit widme, ist der South Boma FC. Seit meiner Rückkehr fungiere ich hier als Trainer und leite zweimal wöchentlich Fußballtrainingseinheiten. Kürzlich habe ich mich mit den neu gewählten Verantwortlichen des Teams getroffen, um die zukünftigen Perspektiven der Mannschaft zu erörtern. Ich habe meine Unterstützung zugesichert, sowohl bei der Organisation und Registrierung des Vereins als auch bei der Suche nach einem neuen Sportplatz und dem Bau eines eigenen Vereinsheims. Gemeinsam haben wir bereits an einigen öffentlichen Veranstaltungen wie Turnieren und Freundschaftsspielen teilgenommen. Ein weiteres Ziel ist es, Trainer auszubilden, die zu gegebener Zeit meine Aufgabe übernehmen können, um professionelles Training für kommende Generationen zu gewährleisten.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass diese Unterstützung, auch in allen anderen Projekten, nur erfolgt, wenn sie seitens des Partners gewünscht beziehungsweise wirklich benötigt wird.
Der vierte und vorerst letzte Partner von Karibuni Watu ist das Kahe Home. Eine Einrichtung, die sich um Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen kümmert. Die Gründerin Marta und ihr Sohn David leisten dort einen bewundernswerten Beitrag. In Tansania besteht leider noch erheblicher Nachholbedarf in Bezug auf die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Dies liegt zum Teil an kulturellen Vorurteilen und mangelndem Bewusstsein für die Bedürfnisse dieser Menschen. Oftmals werden Menschen mit Behinderungen stigmatisiert und aus der Gesellschaft ausgegrenzt.
In Zukunft werden wir die Einrichtung bei der Ausbildung von Erziehern unterstützen, um die Betreuung und Förderung der jungen Menschen zu optimieren. Außerdem wollen wir Gebäude schaffen oder umgestalten, die speziell auf die Bedürfnisse der Jungen und Mädchen sowie der Frauen und Männer zugeschnitten sind. Unser Ziel ist es, dieses wichtige Thema in der tansanischen Gesellschaft offener zu diskutieren und uns aktiv für eine bessere Integration einzusetzen.
Während die Projekte selbst ihre eigenen Hürden mit sich bringen, ist auch die Sprachbarriere und die Notwendigkeit, kulturelle Unterschiede zu überwinden, eine Herausforderung für mich. Obwohl ich Englisch (zweite Amtssprache in Tansania) fließend spreche, erfordert es dennoch Geduld und Einfühlungsvermögen, um effektiv zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Aus diesem Grund lerne ich auch Swahili, um mich tiefer in die lokale Kultur einzufühlen und authentische Beziehungen zu den Menschen hier aufzubauen. Gelegentlich treffe ich mich mit einem Freund, um gemeinsam zu üben, aber hauptsächlich widme ich mich dem Selbststudium, um meine Sprachkenntnisse kontinuierlich zu verbessern. Dabei bringt jeder Tag neue Gelegenheiten, die Sprachkenntnisse zu verbessern, was letztlich auch dazu führt ein tieferes Verständnis für die facettenreiche kulturelle Vielfalt dieses faszinierenden Landes zu entwickeln.
Die letzten Monate hier in Tansania fühlen sich für mich immer noch wie eine spannende Reise an – eine Reise voller Entdeckungen, Abenteuer und Verbindungen, die mich mit jedem Tag näher an das pulsierende Herz dieser Nation heranführt. Insgesamt waren diese Wochen eine aufregende, spannende und schöne Zeit. Trotz der Herausforderungen, denen ich und demzufolge auch meine Organisation Karibuni Watu gegenüberstehen, bin ich voller Optimismus, dass wir auf einem vielversprechenden Weg sind, um positive Veränderungen in den Gemeinschaften zu bewirken, mit denen wir arbeiten.
English translation
Exciting times, great challenges
It’s been almost three months since I landed in Tanzania, in midsummer temperatures of around 30 degrees. The rainy season has now begun, although temperatures can still climb to a sweaty 30 degrees, at least during the day. The last few weeks have been a time full of challenges for me personally, but also as Chairman of my aid organisation Karibuni Watu, but also fulfilling moments of togetherness and progress.
One of the key projects I am currently working on for my organisation is the construction of a new classroom at Wondo Primary School at the foot of Mount Kilimanjaro at an altitude of 1800 metres. It is encouraging to see how the construction work is progressing. At the end of February, we demolished an old building that was in danger of collapsing. The foundations for a new building have now been laid and the materials for the walls and roof are already in place.
Since my arrival here, my days have been full and boredom has definitely become a foreign word. Between organising the building project, procuring building materials, numerous meetings with tradesmen and partners, dealing with the bureaucracy and all the paperwork, including invoices and permits, there is hardly any time to catch my breath. I visit the building site regularly to ensure that everything is running smoothly. However, the journey up to the school is a huge challenge not only for me, but also for the companies that transport the materials. Access to the school depends heavily on the weather: rain turns the road into a rough track that is often impassable even for large lorries. Too slippery and dangerous for people and vehicles alike.
In addition to the Wondo Primary School, Karibuni Watu is involved in three other projects, including the Moskisa Football Academy. I get involved here twice a week by offering German lessons and football-specific workshops. These workshops cover topics such as coordination, life kinetics and tactical training to give the players a holistic understanding of the game. In addition, every Saturday I go on a ten-kilometre bike ride to the football pitch for intensive training with the Academy. Recently, we organised a cooking workshop that not only included practical cooking activities such as preparing spaghetti bolognese and healthy salads, but also theoretical discussions on the importance of a balanced diet for athletes.
South Boma FC is another project to which I devote my attention. Since my return, I have been working here as a coach and run football training sessions twice a week. I recently met with the team’s newly elected managers to discuss the team’s future prospects. I have pledged my support, both with the organisation and registration of the club, as well as with the search for a new sports ground and the construction of our own clubhouse. Together we have already taken part in some public events such as tournaments and friendly matches. Another goal is to train coaches who can take over my role in due course to ensure professional training for future generations.
It is important for me to emphasise that this support, including in all other projects, is only provided if it is requested or really needed by the partner.
Karibuni Watu’s fourth and final partner for the time being is the Kahe Home. An organisation that looks after people with physical and mental disabilities. The founder Marta and her son David are doing an admirable job there. Unfortunately, Tanzania still has a lot of catching up to do when it comes to the inclusion of people with disabilities. This is partly due to cultural prejudices and a lack of awareness of the needs of these people. People with disabilities are often stigmatised and excluded from society.
In the future, we will support the institution in training educators to optimise the care and support of young people. We also want to create or remodel buildings that are specifically tailored to the needs of boys and girls as well as women and men. Our aim is to discuss this important topic more openly in Tanzanian society and actively campaign for better integration.
Whilst the projects themselves bring their own hurdles, the language barrier and the need to overcome cultural differences is also a challenge for me. Although I speak English (the second official language in Tanzania) fluently, it still requires patience and empathy to communicate and collaborate effectively. For this reason, I am also learning Swahili to empathise more deeply with the local culture and build authentic relationships with the people here. Occasionally I meet up with a friend to practise together, but mainly I dedicate myself to self-study to continuously improve my language skills. Every day brings new opportunities to improve language skills, which ultimately leads to a deeper understanding of the multi-faceted cultural diversity of this fascinating country.
The last few months here in Tanzania still feel like an exciting journey to me – a journey of discovery, adventure and connection that brings me closer to the beating heart of this nation with each passing day. Overall, these weeks have been an exciting, thrilling and enjoyable time. Despite the challenges that I, and consequently my organisation Karibuni Watu, face, I am optimistic that we are on a promising path to bring about positive change in the communities we work with.