Tansania… zum Dritten

Alle guten Dinge sind Drei. Aber nicht wegen jenen Sprichworts kam ich Ende Februar zum dritten Mal nach Tansania. Dieses Land mit seiner faszinierenden Natur und vielfältigen Tierwelt ist atemberaubend schön. Der Kilimandscharo, der höchste Berg Afrikas, ist unbestritten das Aushängeschild Nummer 1. Berühmt ist Tansania, dessen Fläche zu fast 30 Prozent aus Nationalparks besteht, auch für die Serengeti, in welcher jedes Jahr die größte Tiermigration der Welt stattfindet. Dann wandern über zwei Millionen Tiere, beispielsweise Gnus, Zebras und Gazellen, durch dieses wunderbare Fleckchen Erde. An Naturschönheiten hat das ostafrikanische Land aber noch viel mehr zu bieten. Herrliche Strände, tropische Regenwälder, aufragende Felsgipfel, tief eingeschnittene Täler, beeindruckende Vulkanlandschaften und die unendlichen Weiten der afrikanischen Savanne. Kurz gesagt, eine atemberaubende Naturlandschaft. Jene zu entdecken und genießen, darauf freute ich mich sehr.

Als ich am 27. Februar am Kilimanjaro International Airport landete, begrüßten mich mit Thomas und Heike zwei langjährige Freunde. Seit 22 Jahren verbindet uns eine gute Freundschaft. Sie verließen Deutschland 2012 für ein Sabbatjahr, anschließend wanderten sie Ende 2013 aus. Mittlerweile wohnen sie seit 10 Jahren in diesem herrlichen Land. Hier besuchte ich die beiden bereits 2014 und 2019.

Thomas und Heike nahmen mich am Kilimanjaro-Airport in Empfang.

Mit der Einreise war klar: in Tansania werde ich für ein paar Monate leben und mich ausführlicher mit meiner beruflichen Zukunft auseinandersetzen. Untergebracht im Gästezimmer meiner beiden Freunde am Lake Chala und ebenso gut versorgt, nutzte ich die ersten Tage, um alte Kumpels wiederzusehen, neue Bekanntschaften zu schließen und die vergangenen Wochen Revue passieren zu lassen. Für Letzteres bot mir der schöne und ruhige Chala-See beste Bedingungen. Er liegt nur etwa 55 Kilometer von Moshi entfernt, an der südöstlichen Flanke des Mount Kilimanjaro. Die Grenze zu Kenia kann man nicht nur mit dem Auto in wenigen Minuten passieren, sondern auch bei einer herrlichen Wanderung durch die Trockensavanne. Das Gelände, auf welchem sich die Lodge befindet, ist 5,8 Quadratkilometer groß. Über 1100 verschiedene Pflanzen gibt es hier, Antilopen, Paviane, Adler, manchmal Hyänen und viele andere Tiere. Dieses staatliche Schutzgebiet gehört laut tansanischen Wissenschaftlern zu den Gebieten (wenn man die Fläche als Maßstab nimmt) mit der höchsten Biodiversität des Landes. An diesem idyllischen Ort arbeiten Thomas und Heike, leiten seit Sommer 2018 eine Safari-Lodge. 

Der Lake Chala bei Sonnenaufgang.

Gemeinsam mit Isaya, er arbeitet hier als Guide, unternahm ich ein paar schöne Wanderungen. Mittlerweile sind wir Freunde geworden und lernen die Sprache des jeweils anderen. Er ist also mein Suaheli-Lehrer und ich versuche ihm meine doch relativ komplizierte deutsche Muttersprache beizubringen. Wenn möglich treffen wir uns jeden Tag, für eine etwa 90-minütige Unterrichtseinheit.

Ein Selfie bitte 😉 Isaya und ich während einer Wanderung am Lake Chala.

In den ersten Tagen meines Aufenthaltes besuchte ich Hilary, seinen Bruder Ulomi und dessen Familie in Boma Ng’ombe. Sie lernte ich vor vier Jahren kennen als ich mit ihrem Tourunternehmen den Kilimandscharo bestieg. Auch meinen damaligen Träger, dessen Name ebenso Hilary ist, traf ich wieder. Gemeinsam mit beiden Hilarys unternahm ich einen Tagesausflug nach Materuni. Der Ort liegt etwa 15 Kilometer von Moshi entfernt und grenzt an den Kilimanjaro-Nationalpark. Das kleine aber charmante Dörfchen ist hauptsächlich für seinen herrlichen Wasserfall bekannt. Bis zu diesem Naturschauspiel liefen wir 40 Minuten, vorbei an zahlreichen Bananenplantagen sowie Mango- und Avocadobäumen, begleitet von Flavian, der mir die umliegende Flora und Fauna sowie die Kultur der hier lebenden Chagga erklärte. Der 80 Meter hohe Wasserfall war durchaus imposant, doch nur ein Höhepunkt dieses Ausflugs. Zurück im Dorf erwartete mich eine Kaffeetour auf dem Hofe seiner Familie. Von der Bohne in die Tasse, der ganze Prozess vom Trocknen, Schälen, Stampfen, Rösten, Mahlen, Kochen bis hin zum Trinken. Beim Mahlen des Kahawa, so das suahelische Wort für Kaffee, durfte ich helfen und wurde dabei traditionell von Chagga-Gesängen und Tänzen begleitet. Als Nicht-Kaffee-Trinker war das ein durchaus interessantes (Geschmacks-)Erlebnis.

Am Ende meines ersten Monats in Tansania machten sich Heike, Thomas und ich auf den Weg zum Ushongo Beach. Ein schöner und menschenleerer Strand an der Ostküste Tansanias. Er liegt etwa 65 Kilometer südlich von Tanga zwischen Pangani und dem Nationalpaark Saadani. Pangani ist nach dem Fluss benannt, der in den Indischen Ozean mündet. Während sich der Ort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Umschlagplatz des Sklaven- und Elfenbeinhandels entwickelte, ist er heute ein ruhiges Fischerei-Städtchen, in welchem man noch einige Bauten aus der deutschen Kolonialzeit erblicken kann, allerdings meist in schlechtem Zustand oder gar verfallen. 

Mit der Fähre in Pangani überquerten wir den Pangani-River.

Um zum Ushongo Beach zu gelangen, nutzten wir die Fährverbindung über den Pangani-Fluss. Anschließend benötigten wir noch etwa 30 Minuten, um unsere Unterkunft zu erreichen. Diese befand sich am palmengesäumten Strand in der Nähe eines kleinen Fischerdorfes. Der Strand ist weitestgehend naturbelassen, weshalb man recht viel Material wie Palmenblätter, Kokosnüsse, Äste und Algen vorfindet. Diese werden teilweise bewusst liegen gelassen oder zusätzlich abgelegt, um der unaufhaltsamen Erosion wenigstens irgendetwas zu entgegnen.

Unser Aufenthalt an diesem charmanten Küstenabschnitt fiel in die Regenzeit, die man grob von Mitte März bis Ende Mai datiert. Touristen erblickt man deshalb nur Wenige. Was man sieht sind Fischer, die ihre Netze ausbringen und einziehen, lachende Schulkinder, Menschen auf Fahrrädern oder kleinen Motorrädern und gelegentlich den einen oder anderen Strandverkäufer. Die Menschen in diesen kleinen authentischen Fischerdörfern gehen ihrem Alltag nach, viele von ihnen haben sich logischerweise dem Fischhandel verschrieben. Am Abend kam man junge Männer beim Fußballspielen am Strand beobachten. Mit ein paar Ästen sind die Tore abgesteckt. Als Seitenlinie dient der Ozean auf der einen und der Strandwall auf der anderen Seite. Der alte Ball landet nahezu minütlich im Wasser. Jenes zu durchlaufen und dabei nass zu werden, ist quasi Bestandteil des Spiel. Fußballschuhe oder Ähnliches trägt hier niemand. Gekickt wird barfuß, dabei kein Zweikampf ausgelassen. Auch wenn es mal ordentlich knallt und aus meiner Beobachterperspektive wehtun muss, scheint Fairplay selbstverständlich. Diese dann doch sehr ursprüngliche Form des Bolzens begeisterte mich, den ehemaligen Fußballspieler und Trainer. 

Strandfußball am Ushongo Beach.

Am Ushongo Beach gibt es nicht viele touristische Unterkünfte, die westliche Qualitätsstandards erfüllen. Aber genau das macht ihn ja auch so besonders, da es letztlich auch nicht den Touristentrubel gibt, den man beispielsweise auf der gegenüberliegenden Gewürzsinsel Sansibar erleben kann. Letztere kann man innerhalb eineinhalb Stunden mit dem Boot erreichen. 

Ziel eines kleinen Tagesausflugs war auch die Hafenstadt Tanga. Hier besichtigte ich mit Heike und Thomas die Amboni-Höhlen. Das sind Kalksteinhöhlen, die schätzungsweise vor 150 Millionen Jahren entstanden. Bewohnt werden sie von Fledermäusen – tausende. Auch wenn dieses Naturschauspiel über meinem Kopf recht eindrucksvoll war, beobachte ich diese Kreaturen dann doch lieber aus der Ferne.

Fledermäuse bewohnen die Amboni-Höhlen. Letztere entstanden vor etwa 150 Millionen Jahren.

Zurück am Ushongo Beach, dem Strandabschnitt, der mir Heimat für ein paar Tage war, genoss ich die Ruhe und Idylle. Die mit Palmen gesäumte Bucht liegt paradiesisch am gelegentlich kristallklaren Indischen Ozean. Hier unternahm ich Strandspaziergänge, plauderte mit Einheimischen, genoß das Gezeitenspiel aus Ebbe und Flut, beobachtete die zahlreichen Krabben und badete hin und wieder in den Wellen des Ozeans.

Hier noch ein paar Impressionen von meiner Zeit am Ushongo Beach:

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