Sicherlich fragten sich einige von euch schon mindestens einmal, was mich dazu bewegte, auf Weltreise zu gehen und Deutschland für eine gewisse Zeit zu verlassen. Mit dem einen konnte ich vor meiner Abreise bereits ausführlich darüber sprechen, mit dem anderen war dies nicht oder nur kurz möglich. In diesem Blogeintrag möchte ich (noch einmal) auf meine Beweggründe eingehen.
Eine gewisse Reiselust begleitet mich bereits mein ganzes Leben. 29 Länder hatte ich schon betreten, bevor ich am 1.August zu jenem ungewöhnlichen Abenteuer aufbrach. Der Drang, fremde Länder, deren Menschen und Kulturen kennenzulernen, war stets groß.
Zeit mit Freunden zu verbringen, dabei etwas zu erleben und zu erkunden, spielte in meinem Alltag in Deutschland immer eine große Rolle. Gemeinsam schöne Erinnerungen kreieren, die einem Energie für den meist gut gefüllten und kräftezehrenden Alltag gaben und Freude bereiteten, das war mir wichtig.
Doch vor etwa sechs Jahren kam eine Gedanke auf, der im Laufe der Jahre reifte und stärker wurde. Es war der Gedanke, eines Tages noch einmal etwas anderes zu tun und für eine längere Zeit auf Reisen zu gehen.
Zu dieser Zeit war ich Klassenlehrer einer 6. Klasse, Vorsitzender und Spielertrainer bei Fortuna Griesheim, Vorstandsmitglied bei der Sportjugend Ilm-Kreis, DFB-Stützpunkttrainer, in der Flüchtlingshilfe aktiv und im Kirchenkreis engagiert. Diese und weitere Tätigkeiten füllten meinen Alltag. Langeweile kam eigentlich nie auf. Sollte sie sich dennoch abzeichnen, wusste ich ihr vorzubeugen. Beispielsweise durchs Verreisen, Radfahren, Laufen, Klettern, Bouldern, Wandern, Squash und Badminton spielen – mit Freunden oder auch ohne. Stets versuchte ich meine Zeit, die nach der Arbeit und den Ehrenämtern blieb, sinnvoll zu nutzen.
Doch Irgendetwas in mir spürte, dass es eine Veränderung braucht. Zudem konnte ich mir nicht vorstellen (und ich kann es mir nach wie vor nicht), dass ich noch weitere 30 Jahre jeden Tag an dieselbe Schule fahre, um mir anvertraute Kinder zu unterrichten. Das aus meiner Sicht veraltete Schulsystem, die hier überhandnehmende Bürokratie, die fehlenden Investitionen und die schleppende Digitalisierung sowie Menschen, die in diesem Bildungsapparat auf unterschiedlichsten Positionen und aus diversen Gründen einfach fehl am Platz sind, trugen natürlich nicht dazu bei, dass ich mich als Lehrer in Thüringen gut aufgehoben fühlte. Obwohl mir die Arbeit mit den meisten Schülern, Eltern und Kollegen stets große Freude bereitete. Umgekehrt war es meines Wissens nach nicht anders. Am 31. Juli endete schließlich mein Angestelltenverhältnis mit dem Freistaat Thüringen, nachdem ich es bereits im Dezember 2021 aufkündigte.
Das Jahr 2022 sollte auch für meine Tätigkeit bei Fortuna Griesheim ein besonderes darstellen. Nach 20 Jahren Engagement sah ich hier die Zeit für einen Neuanfang gekommen. Auch wenn der Abschied von meinem Lieblingsverein schwerfiel (zumal man oft sagte, ich wäre mit ihm verheiratet), so war ich doch froh, genügend Zeit zu haben, um den Neuanfang einzuleiten und die verschiedenen Verantwortlichkeiten in gute Hände zu geben.
Zurück zur Reiselust. Sie allein war es also nicht, die mich jenen Schritt machen ließ. Falls möglich möchte ich einen Ort finden, wo meine Hilfe und Unterstützung wahrhaft gefragt sind, wo ich etwas bewegen kann. So könnte ich mir vorstellen, für eine Hilfsorganisation zu arbeiten. Doch das ist Zukunftsmusik und ob diese irgendwann abgespielt wird, steht in den Sternen.
Beim Zeitpunkt meiner Entscheidung hat mein Alter natürlich auch eine Rolle gespielt – aber nur eine kleine. Ich bin jetzt 35 Jahre alt und aus meiner Sicht ist das ein gutes Alter, um meine Berufs- und Ehrenamtserfahrungen möglicherweise woanders anzuwenden, weitere Erfahrungen zu sammeln oder mich ganz anderen Herausforderungen zu stellen. Nun bot sich eine Gelegenheit, viel zu reisen, neue Dinge zu sehen, eventuell eine Sprache zu lernen beziehungsweise zu festigen und in fremde Kulturen einzutauchen. Solche und andere Erfahrungen lassen Menschen reifen und wachsen. Diese Prozesse zu durch- und erleben, dem stelle ich mich gern. Fazit zur Frage „Bin ich alt genug – oder zu alt? Ich glaube, das richtige Alter für einen langen Aufenthalt im Ausland gibt es kaum – denn allein man selbst muss entscheiden, ob man sich bereit fühlt. Ich erinnere mich an ein Buch meines Lieblingsautoren Sergio Bambaren. Es heißt: „Die beste Zeit ist jetzt“. Punkt. Weitere Worte braucht es diesbezüglich nicht.
Kommst du eines Tages nach Deutschland zurück? Diese Frage wurde mir in den letzten Monaten oft gestellt und sie ist absolut berechtigt, zumal mir meine Familie und Freunde so unglaublich viel bedeuten und ich sie vermisse. Im Vergleich zu den vergangenen wird meine heutige Antwort keine andere sein: Bestimmt! Doch die Fragen nach dem „Wann“ und „Wie“ lasse ich unbeantwortet.
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
Hallo Henry…
Deine Zeilen zu lesen macht so viel Spaß. Du schreibst und man ist irgendwie dabei…
Gleich starte ich und bringe Niklas zum Fußballcamp… Liebe Grüße soll ich dir ausrichten.
Alles Liebe und bis Bald… Maria…