Als ich Anfang Januar in Perth landete, waren seit meinem ersten Besuch in Australien 22 Jahre vergangen. Damals, im September 2001, war ich 14 Jahre alt und Teil einer kleinen Gruppe der Regelschule Dörnfeld, die im Rahmen eines Schüleraustauschs in drei Wochen tausende Kilometer zurücklegte. Es war ein Gegenbesuch. Denn im Mai 2000 kamen 12 Schüler und 3 Lehrer der Bayswater South Primary School bereits nach Thüringen. Hier lernte ich zwei Menschen kennen, zu denen ich eine ganz besondere Verbindung aufbauen sollte. Mehr dazu aber später.
In Perth verbrachte ich drei Wochen bei meiner alten Bekannten Helen. Sie hatte ich zum letzten Mal 2013 gesehen, als sie mit ihrem Mann Dieter mein Heimatdorf Griesheim besuchte. Dieters Vater wuchs hier auf und seine Großmutter Beate arbeitete im Schloss. Als sein Vater als Soldat im Zweiten Weltkrieg sein Leben verlor, wohnte die Familie bereits in Barby (Sachsen-Anhalt). Irgendwann lernte Dieter Helen kennen, die in den 1960er Jahren auch in Deutschland arbeitete. Gemeinsam bauten sie 1970 ein Haus in Kelmscott, einem kleinen und ruhigen Vorort von Perth.
Bis zum Tod Dieters im Jahr 2014 besuchten sie gelegentlich Deutschland und statteten ihrem Freund Gerhard Fuchs einen Besuch ab. So lernte auch ich die beiden kennen. Als Gerhard im November 2021 starb, informierte ich Helen darüber. Bei diesem Telefongespräch berichtete ich ihr von meinem Vorhaben im Sommer 2022 auf Weltreise zu gehen, was sie zum Anlass nahm, mich nach Perth einzuladen. Da ich ihr versprach, sie zu besuchen, flog ich am 5. Januar von Bali in die Hauptstadt Westaustraliens.
Diese Zeit hier war durchaus besonders, nicht zuletzt weil ich nach vier aufregenden und schönen Monaten in Südasien auf einen anderen aber mir als Europäer sehr vertrauten Kulturkreis traf. Zwar galt in Australien, wie in vielen asiatischen Ländern auch, immer noch Linksverkehr, doch es schien endlich wieder Verkehrsregeln zu geben, an welche man sich tatsächlich hielt 😉 Und dann ist da noch die Sache mit dem Klima. Während es beispielsweise in Indien, Bali oder Vietnam heiß und oft sehr schwül war, war es auf dem roten Kontinent, besonders in Western Australia (WA), zwar noch immer heiß, aber nicht mehr schwül. Ein Wetter, welches ich, sollte man mich vor die Wahl stellen, bevorzuge, sogar dann, wenn das Thermometer 40 Grad anzeigt.
Die Tage bei Helen waren aber nicht nur aus eben erwähnten Gründen besonders. Sie waren deshalb so einzigartig, weil ich endlich ein Herzensprojekt aus der Heimat beenden konnte – die Geschichte Griesheims. Geschrieben hatte die unser Ortschronist und mein guter Freund Gerhard Fuchs, der, wie bereits erwähnt, im November 2021 mit 97 Jahren verstarb. Ihm hatte ich versprochen, dieses Projekt zu beenden. Als Gerhard noch lebte, ließen wir es Korrektur lesen. Eigentlich wollte ich es noch in Deutschland zu einem Ende bringen. Das hatte ich aber nicht geschafft. Seither trug ich die Korrekturausgabe (zirka 230 Seiten) in meinem großen Rucksack durch die Welt. Thailand schien mir vor wenigen Monaten ein geeigneter Ort, dieses Herzensprojekt endlich in Angriff zu nehmen. So korrigierte ich auf meinem iPad die Fehler und formatierte jede Seite entsprechend meiner Vorstellungen. Gerhard nutzte eine alte Word-Version, die weder mein iPad noch das Druckhaus hatten. Es musste also alles mit einer neuen Version in Einklang gebracht werden. Ich arbeitete mehrere Tage für jeweils ein paar Stunden daran, hatte ich doch in Thailand bereits drei Viertel dieser Arbeit erledigt.
Die ruhigen Tage, wohl untergebracht in Helens Haus und von ihr ebenso gut betreut, boten mir die Gelegenheit, das Erlebte der vergangenen Monate Revue passieren zu lassen. Nach einem Monat in Osteuropa zu Beginn meiner Weltreise, verbrachte ich anschließend sage und schreibe vier Monate in Südostasien. Niemals hätte ich mir vorstellen können, diese klimatischen Gefilde so lange zu bereisen, so viele wunderbare Menschen kennenzulernen und sogar neue Freundschaften zu schließen. Es waren sehr erlebnisreiche, aufregende und wirklich schöne Monate. Für meine Zeit in Australien galt natürlich Selbiges.
Während meines Aufenthalts in Westaustralien, übrigens der größte Staat des Kontinentes, unternahm ich auch ein paar kleine Ausflüge. Perth stand da natürlich im Mittelpunkt. Hier besuchte ich den Botanischen Garten, der über 3000 Arten der einzigartigen Flora zeigte und folglich ein echt lohnenswertes Ausflugsziel darstellte. Durch die Straßen der 2-Millionen-Metropole zu spazieren, war ebenso ergiebig. Automatisch stolpert man über farbenfrohe Wandbilder beziehungsweise faszinierende Straßenkunst. Während sich die urbane Kunstszene weiterentwickelt, erscheinen immer wieder neue Werke in der ganzen Stadt, die den Straßen eine gewisse Lebendigkeit verleiht. Einige der Werke sind ephemer, was bedeutet, dass sie möglicherweise nur kurze Zeit bestehen, bevor sie übermalt oder durch etwas Neues ersetzt werden.
Kurze Anmerkung zu den kleinen Galerien, die hier eingebaut sind: um die Bilder im vollen Format zu sehen, einfach länger draufbleiben oder anklicken – je nach Endgerät 😉
Etwa drei Stunden verbrachte ich im „WA Museum Boola bardi“. Es zeigt die vielfältigen Geschichten Westaustraliens, einem Staat, der sich durch seine außergewöhnlichen Menschen und Orte sowie seine multikulturelle Bevölkerung auszeichnet und Heimat der ältesten kontinuierlichsten Kultur der Erde ist, die selbstredend zunehmend vielfältiger wird. Über 200 Nationalitäten sind hier mittlerweile zu Hause – eine bunte Stadt, der ich viel abgewinnen konnte.
Eine kurze Reise über den indischen Ozean brachte mich auf Rottnest Island, eine sonnige und sehr besondere Insel, mitten in die größte Quokka-Population der Welt. Diese süßen kleinen Tiere sind mit Kängurus und Wallabys verwandet. Rottnest ist vom Indischen Ozean umgeben und kann mit malerischen und meist menschenleeren Stränden und Buchten aufwarten, die zum Erkunden, Schnorcheln, Surfen und Sonne tanken einladen. Ich mietete mir ein Fahrrad und umrundete die ganze Insel, immer wieder haltend, um die schönen Aussichten zu genießen oder nach Quokkas Ausschau zu halten.
Zurück in Perth verbrachte ich ein paar Stunden in Freemantle, einem idyllischen Vorort, und am Cottesloe Beach, einem schönen Fleckchen Erde. Der Strand ist einer der beliebtesten Orte der Stadt, viele Einwohner kommen auch zum Schwimmen hierher. Apropos schwimmen. Das ist natürlich an einigen Stränden möglich, doch sollte man dafür nur die abgesteckten Areale nutzen. Grund dafür sind Haie, die nicht selten an den Küsten Australiens gesichtet werden. Mehr als einhundert verschiedene Arten von Haien leben in den Gewässern vor Westaustralien. Beispielsweise starb erst Anfang Februar eine 16-Jährige, als sie am Ufer des Swan River in Perth von einem Hai gebissen und noch am Ort des Geschehens ihren Verletzungen erlag
Es ist also stets Vorsicht geboten, wenn man Australien erkundet, besonders abseits ausgewiesener Pfade. Oft sind es große und gute sichtbare Schilder, die vor natürlichen Gefahren warnen. Dazu gehören auch Schlangen. Von den zehn giftigsten Arten der Welt sind sieben in Australien zu Hause, beispielsweise die Taipan. Sie ist die tödlichste Schlange des Landes. Neben der gefährlichen Brown Snake, King Brown Snake oder Tiger Snake schlängeln sich mehr als 180 Spezies über den Kontinent, zwei Drittel von ihnen sind toxisch. Etwa 5000 mal pro Jahr werden Menschen von ihnen gebissen.
Dementsprechend vorsichtig war ich, als ich in jenen Wochen öfters die Laufschuhe schnürte und meine Runden in Kelmscott und Umgebung drehte.
Es war Mittwoch, der 25. Januar, als ich eigentlich von Perth nach Adelaide fliegen wollte. Nur wenige Stunden bevor mich Helen zum Flughafen bringen wollte, bekam ich per Mail mitgeteilt, dass mein Flug gecancelt wurde. Die kurzfristigen Ausfälle sind für Jetstar, Australiens Billig-Flug-Airline, nicht untypisch. Nach einigen Telefonaten stellte man mir drei Möglichkeiten zur Verfügung. Da ich weder Freitagnacht ankommen, noch 11 Stunden Aufenthalt in Darwin haben wollte, entschied ich mich für die dritte Möglichkeit. Das war ein Flug mit Zwischenlandung in Melbourne. So kam ich schließlich am Freitagmorgen in Adelaide an. Das war der Tag als ich gemeinsam mit meinen Freunden Jana und Marco aus Stadtilm mit einem bereits lange im Vorfeld gebuchten Camper Australiens Straßen unsicher machen sollte. Jana und Marco waren am 25. Januar in Adelaide angekommen. Als sie hörten, dass mich meine Weltreise nach Australien führte, hatten sie einen guten Anlass ihren Traum, den roten Kontinent zu besuchen, Wirklichkeit werden zu lassen.
Einen Roadtrip durch Australien zu planen, kann durchaus eine Herausforderung sein, schließlich gibt es viele Reiseziele zur Auswahl und zwischen denen liegen oft einige hunderte Kilometer. Auf der Landkarte scheint es nur ein Katzensprung, doch die Wirklichkeit wartet mit riesigen und für uns kaum vorstellbaren Distanzen auf. Wir entschieden uns den Camper am Flughafen in Adelaide entgegenzunehmen und zwei Wochen später in Melbourne abzugeben. Unsere Tour, die wir durch dieses mobile Fahrzeug sehr individuell gestalten konnten, begann in Adelaide bei sommerlichen Temperaturen. Das Fahrzeug hatte im Kofferraum eine kleine Küchenzeile. Diese bestand aus einer Kühlbox, einer Spüle und einem Stauraum für Geschirr, Herdplatte und Lebensmittel. Alles sehr simpel aber praktisch. Der Innenraum konnte nach einigen Handgriffen zur Liegefläche für zwei Personen umgebaut werden und die Dachbox war nichts anderes als ein kleines Zelt, welches ebenfalls für zwei Personen Platz bot. Eine Leiter half mir dabei, jeden Abend diesen Platz unter den Sternen zu erreichen. Drei Stühle und einen Tisch, alles klappbar, bekamen wir ebenfalls zur Verfügung gestellt. Das Fahrzeug hatte neben einem inneren und nachfüllbarem Wasserbehälter (nutzten wir zum Aufwaschen und Reinigen) auch zwei Batterien – eine fürs Auto und die andere für die Kühlbox und die USB-Anschlüsse, die uns zum Laden der Handys dienten.
Das Handy war unser Navigationssystem. Dafür nutzten wir entweder Google Maps oder die App „Maps.me“. Letztere verwende ich seit Beginn meiner Weltreise, zumal sie offline funktioniert und außerdem sehr zuverlässig Wege weist. Für unsere gemeinsame Reise kauften wir eine australische Simkarte, zumal wir damit, besonders im Outback, die Möglichkeit hatten, im schlimmsten Falle einen Notruf abzusetzen. Außerdem war sie hilfreich, wenn das WLAN des Campingplatzes entweder schwach oder gar nicht vorhanden war.
Nach einer Nacht am Christies Beach erkundeten wir Adelaide, mit 1,3 Millionen Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates „South Australia“. Hier entdeckten wir bei einem Spaziergang Graukopf-Flughunde (flying fixes). Diese Fruchtfledermäuse kamen 2010 nach Adelaide und gründeten eine Kolonie, welche mittlerweile zirka 20.000 weitestgehend nachtaktive Exemplare umfasst. Einen herrlichen Panoramablick auf die Stadt und die naheliegende Küste bot uns der Mount Lofty, der 710 Meter hohe Gipfel der Mount Lofty Ranges in den Adelaide Hills. Er liegt etwa 15 Kilometer östlich des Stadtzentrums und wird jedes Jahr von etwas mehr als 350 000 Menschen besucht.
Anschließend machten wir uns auf den Weg ins Outback. Ein Campingplatz vor Port Augusta, eine Stadt im Bundesstaat South Australia, diente uns als Zwischenstopp. Die kommende Nacht verbrachten wir in Glendambo. Der Ort, 150 Meter über dem Meeresspiegel, wirbt mit folgenden Einwohnerzahlen: Schafe 22.500, Fliegen 2.000.000 (geschätzt), Menschen 30. Hier befanden wir uns bereits im Outback. Das Wort steht als Name für die weiten, meist unbesiedelten und trockenen Gebiete im Inneren Australiens. Es macht zirka 90 Prozent der Fläche Australiens aus und besteht hauptsächlich aus Wüste, Weideland und Steppe. Nicht selten steigen hier die Temperaturen auf 40 bis 60 Grad Celsius.
Cooper Pedy, die Welthauptstadt des Opals, war unser Ziel im Outback. Angemerkt sei, dass die meisten Touristen noch etwas weiter fahren, hinein ins Nördliche Territorium nach Alice Springs, Ausgangspunkt für die Besichtigung des weltberühmten Uluru. Das wären allerdings noch einmal etwa 700 Kilometer gewesen. Zugegeben, zwei Wochen für die Erkundung Australiens ist überhaupt nicht ausreichend. Dafür bräuchte es mindestens drei Monate und natürlich einen gut gefüllten Geldbeutel. Zwar ist der Preis für Benzin und Diesel noch deutlich günstiger als in Deutschland (allerdings nicht in den entlegenen Gebieten des Outbacks) und auch die Preise für die Campingplätze sind akzeptabel (erst recht, wenn man sich die Rechnung teilen kann), doch die Preise für Lebensmittel oder andere Dinge des täglichen Bedarfs sind relativ teuer. Da ich mich zuvor monatelang in Südostasien aufhielt, war Australien für mich ein „finanzieller Schock“, wobei ich das natürlich schon im Vorfeld wusste. An dieser Stelle sei gesagt, dass mich die zwei Wochen mit dem Camper mehr kosteten als die vier Wochen in Bali und drei Wochen in Vietnam zusammen.
Um zu sehen (und zu verstehen), wie Opal gebildet und abgebaut wird, besuchte ich in Cooper Pedy mit meinen Freunden das Umoona Opal Mine Museum. Die Mine wurde erstmals in den 1920er Jahren betrieben. Der Opal ist ein echter Edelstein. 85 Prozent aller gefundenen Opale werden Potch (Opal ohne feurige Farben) genannt, was wenig Wert hat. Es sind die anderen Prozent des lebhaft gefärbten Opals die als der kostbare Opal gelten und auf der ganzen Welt bewundert werden.
Ein Highlight meiner Reise durch Australien war auch der Besuch in „Josephines Kangaroo Orphanage. Verwaiste oder verletzte Kängurus und andere Wildtiere werden hierher gebracht und liebevoll umsorgt. Das Waisenhaus in Cooper Pedy wurde 2008 gegründet, um verwaiste Kängurus und andere Tiere aus dem hohen Norden Südaustraliens aufzunehmen. Die Eigentümer Josephine und Terry Brennan-Kuss sind engagierte Wildtierpfleger. Ich durfte schließlich die süße Daffany treffen, ein sechs Monate altes und verwaistes Känguru-Baby.
Eine besondere Begegnung sollte sich an der Polizeistation Cooper Pedys ergeben. Jener stattete ich, gemeinsam mit Marco und Jana, einen Besuch ab, da Marco, von Beruf Polizist, gern ein Foto vor jener in der Einöde gelegenen Polizeiwache haben wollte. Ich meinte „lass uns reingehen und Hallo sagen“. Aus einem kleinen Smalltalk wurde eine insgesamt 90-minütige Führung mit einem sehr interessanten Einblick in die Arbeit der Outback-Polizisten. Dabei lernten wir auch Dean kennen. Dean ist ein Aborigine, ein sehr religiöser, absolut freundlicher und sehr hilfsbereiter Mensch.
Er sagte, wir sollen nach Feierabend wiederkommen, damit er uns zu einem schönen Aussichtspunkt fahren kann. Die Fahrt über Stock und Stein war echt abenteuerlich, wir mussten uns gut festschnallen und gelegentlich hüpften wilde Kängurus nicht weit vom Offroad-Car umher. Es war ein tolles Erlebnis. Keines, was man jemals in irgendeinem Reisebüro hätte buchen können.
Die Aussicht im Outback aufs Outback war trotz der relativ kargen Landschaft irgendwie faszinierend.
Am Abend kam er sogar nochmal auf den Campingplatz und machte uns ein Geschenk – die Flagge der Aborigines und ein traditionelles Aborigine-Bild, gemalt von seiner Frau und ihm.
Nach der Zeit im Outback machten wir uns wieder auf den langen Weg nach Adelaide, verbrachten erneut eine Nacht in Port Augusta, um an nächsten Tag in den Coorong Nationalpark zu fahren. Der Park wurde 1966 gegründet und ist eine spektakuläre salzige Lagune, die sich über 140 Kilometer erstreckt, vom Südlichen Ozean durch Sanddünen abgegrenzt. Sie ist Brutgebiet für den australischen Pelikan sowie Zufluchtsort für Schwäne, Enten, Kormorane und weitere 230 Zugvögel, die jährlich aus Alaska, China, Japan und Sibirien anreisen. Trotz eines eher stürmischen und regnerischen Wetters nutzten wir einen der malerischen kleinen Campingplätze, um die Ruhe und Schönheit dieser Gegend zu genießen. Zeitlose und ungezähmte Wildnis, kein Strom, kein fließend Wasser, abgelegen – ein Ort, der den Geist beruhigte.
Nächster Halt war Robe, eine Kleinstadt mit einem Fischerhafen an der südaustralischen Limestone Coast. Die Stadt mit ihren etwa 1000 Einwohnern beeindruckte durch ihre Kombination aus himmlischen Stränden, historischen Gebäuden, Fischerbooten und der felsigen Küste, an welcher wir einen herrlichen Spaziergang machten.
Von Robe brachen wir auf nach Warrnambool. Das ist eine Hafenstadt im Westen des Bundesstaates Victoria und sie diente als Ausgangspunkt für unsere Reise entlang der „Great Ocean Road“, der weltberühmten Küstenstraße. Der Ort wurde 1840 als Wal- und Robbenfängersiedlung gegründet. Heute kann man dort surfen und Wale beobachten. Wir entschieden uns allerdings für einen Spaziergang durch das kleine aber sehr lebendige Örtchen, in welchem etwa 35.000 Menschen leben. Dabei entdeckten wir zahlreiche Kunstwerke, da der Ort eine blühende Street-Art-Szene mit Weltklasse-Wandmalereien vorweisen kann. Ich muss gestehen, dass ich während meiner Weltreise diese Art von Kunst erst so richtig schätzen und lieben gelernt habe. Immer wieder begeisterten mich die Collagen und Graffiti der Straßen. Sie können ebenso schnell auftauchen wie sie verschwinden. Möglicherweise ist es gerade diese Vergänglichkeit, die für mich den besonderen Reiz dieser Kunst ausmacht.
Zurück zur Great Ocean Road. Sie ist als eine der spektakulärsten Fahrrouten der Welt bekannt und ein ikonisches australisches Reiseziel. Sie umarmt die zerklüfteten Klippen und leeren Strände am Meer, die sich entlang des windgepeitschten Südozeans befinden. Sie durchquert hübsche Städte, schlängelt sich durch den strahlend grünen Regenwald und bietet atemberaubende Ausblicke.
Highlight sind die 12 Apostel, etwa 45 Meter hohe und beindruckend aussehende Kalksteinsäulen, die einst mit den Klippen des Festlandes verbunden waren. Das Schöne an der Fahrt entlang der Road sind die zahlreichen benachbarten malerischen Aussichtspunkte. Die 12 Apostel, der London Arch, der Great Otway National Park und die Loch Ard Gorge sind nur einige der beliebtesten Attraktionen hier. Man kann die Straße innerhalb eines Tages abfahren oder sich, wie wir es taten, ein paar Tage Zeit nehmen, um vieles zu erleben, was sie bietet. Die Great Ocean Road ist 243 km lang und erstreckt sich von Torquay (etwa 100 km von Melbourne entfernt) bis Allansford, das etwa zehn Minuten von Warrnambool entfernt ist. Gleichzeitig ist sie das längste Kriegsdenkmal der Welt, hatten doch Veteranen des Ersten Weltkriegs die Straße von 1919 bis 1932 erbaut. Zudem ist sie Heimat einiger der kultigsten Tiere Australiens. Beispielsweise von Koalas. Diese sahen wir auf einem Campingplatz im Great Otway Nationalpark. Hier hatte ich das Glück einen Koala zu beobachten, der sich den Boden überquerend auf den Weg zu einem benachbarten Baum machte. Dort saß dieses süße kleine Beuteltier schließlich auf einen Eukalyptus-Baum und rief nach einem Weibchen.
Nicht unweit des Campingplatzes befand sich der Otways Californian Redwood Forest. Hier handelt es sich um einen bemerkenswerten Bestand von „Sequoia Sempervirens“. Das sind Küstenmammutbäume, die zu den höchsten Baumarten der Welt zählen und ihre Heimat in Kalifornien haben. Sie wurden ursprünglich 1936 von Förstern zu experimentellen Zwecken gepflanzt. Während sie sich noch in ihrer jugendlichen Wachstumsphase befinden, manche von ihnen sind heute etwa 60 Meter groß, könnten die Otway Redwoods eines Tages den Titel der höchsten Bäume der Welt beanspruchen. Dieser Spaziergang zwischen den massiven Stämmen, die den Fluss flankieren, erweckte in mir ein besonderes Gefühl der Ehrfurcht. Ein bezaubernder und friedlicher Ort mit einer natürlichen Magie, die ich stundenlang hätte genießen können.
Unsere Fahrt entlang der Great Ocean Road endete in Torquay, einem etwa 14.000 Einwohner fassenden Örtchen, welches oftmals als die australische Surf-Hauptstadt bezeichnet wird, zumal es da traumhafte Strände mit prächtigen Wellen gibt.
Von dort aus machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Sovereign Hill. Das ist ein lebendiges Museum, das die Geschichte von Ballarat als Goldrausch-Boomtown präsentiert. 1851 wurde hier Gold entdeckt, was den größten alluvialen (durch Ströme angeschwemmten) Goldrausch auslöste, den die Welt je erlebt hatte. Wie bei meinem ersten Australien-Besuch vor 22 Jahren hatte ich lediglich ein paar kleine nicht sehr wertvolle Goldflakes gefunden – aber wer braucht schon Gold 😉
Der nächste Halt war Phillip Island. Die Insel ist die Heimat der größten kleinen Pinguinkolonie der Welt. Ich konnte die Magie erleben und spüren, als diese erstaunlichen und süßen Seevögel wie zu jeder Nacht des Jahres vom Ozean nach Hause zu ihren Höhlen watschelten. Um die kleinen Pinguine vor den Auswirkungen versehentlicher Kamerablitze zu schützen, waren die Besucher angehalten, keine Fotos von der Pinguinparade nach Sonnenuntergang zu machen. Mit dem Besuch unterstützten wir wichtige Forschungs-, Bildungs- und Naturschutzprojekte der Phillip Island Nature Parks, die sicherstellen, dass die natürlichen Lebensräume der Insel in Zukunft gedeihen, damit sowohl die Tierwelt als auch die Menschen sich daran erfreuen können.
Von der Insel ab in die Millionenmetropole. Melbourne war das Ziel meines Australienaufenthaltes und auch das Ende des Camping-Abenteuers mit meinen Freunden. Gemeinsam erkundeten wir noch zwei weitere Tage die an der Südostküste Australiens gelegene Hauptstadt des Bundesstaats Victoria. Als ich mich von Jana und Marco am Freitag, den 10. Februar am Flughafen in Melbourne verabschiedete, hatten wir innerhalb von zwei Wochen 3472 Kilometer zurückgelegt.
Der Park verfügt über mehrere Veranstaltungsorte, an denen die Spiele der Australian Open stattfinden
Das anschließende Wochenende verbrachte ich bei Maria, einer Freundin, die ich vor 22 Jahren zum letzten Mal sah. Sie war Deutschlehrerin an der besagten Austauschschule. Leider brach der Kontakt nach meinem ersten Australienbesuch 2001 schon kurze Zeit darauf ab. Erst am Ende des Jahres 2022 war es mir gelungen, nach bereits einigen missglückten Versuchen, Maria ausfindig zu machen. Selbiges galt für Ben, der damals Schüler war und mit dem ich mich einst anfreundete. Durch Marias Unterstützung gelang es mir, ihn zu kontaktieren. Gemeinsam mit seinen drei Kindern und seiner Frau verbrachten wir einen Tag im Healsville Sanctuary, einer Buschland-Oase für australische Wildtiere in der schönen Yarra Valley Region.
Nach jenem wunderbaren Wochenende mit diesem berührenden Wiedersehen nach 22 Jahren machte ich mich am 13. Februar, nach sechs aufregenden Wochen in Downunder, auf den Weg nach Afrika, dem vierten Kontinent auf meiner Weltreise.
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Wenn ich das lese bekomme ich Fernweh !! Es war uns eine große Freude .unsere gemeinsame Zeit in Australien war einzigartig und unvergesslich 🥰
Jana und Marco