Von Tansania ins deutsche Fernsehen

Als ich Anfang März in Boma Ngombe bei einem Spaziergang zufällig einige junge Menschen beim Fußballspielen beobachtete, ahnte ich noch nicht, dass jene mich etwa vier Monate später Coach nennen oder sich sogar Freundschaften entwickeln (werden). Wieder ein Beleg dafür, dass das Leben gelegentlich tolle Überraschungen bereithält. In diesem Fall sind das unerwartete aber schöne Begegnungen sowie wunderbare Gespräche mit freundlichen und dankbaren Menschen. 

Die besagten Fußball spielenden und teilweise sehr talentierten Kicker durften sich vor einigen Wochen über ein 25-Kilo schweres Paket mit diversem Trainingsequipment freuen, welches ich gemeinsam mit meinem Heimatverein, dem SV Fortuna Griesheim, zusammenstellte. Der Zeitungsartikel, der wenige Tage darauf in der „Thüringer Allgemeine“ erschien, sorgte nicht nur bei allen Beteiligten für große Freude, sondern auch beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Leipzig. Der Fernsehsender kontaktierte, in Person von André Seifert, meinen Verein und mich. André schrieb mir eine E-Mail und meinte, die Aktion habe in der Redaktion das Herz aller erwärmt und sie würden gern einen Fernsehbeitrag über die doch ungewöhnliche Spendenaktion machen. 

Gesagt, getan. Zuerst telefonierten wir miteinander und zwei Tage später hatte ich einen Termin für die Aufzeichnung (online) des Interviews. Noch am selben Tag machte sich ein Team des MDR, darunter mein ehemaliger Zeitungskollege sowie Foto- und Videojournalist Johannes Krey – auf den Weg nach Griesheim, um hier ein paar Impressionen einzufangen. Währenddessen leitete ich im fernen Tansania meine erste (englischsprachige) Trainingseinheit beim South Boma FC. Ein wunderbares und bisher einmaliges Erlebnis in meiner mittlerweile doch schon langen Trainerlaufbahn.

Noch am selben Abend, mit dem MDR-Filmteam im Hintergrund, ereilte mich ein Videoanruf meiner Vereinskollegen. Wir nutzten diese Gelegenheit, um aktuelle Informationen auszutauschen und weitere Pakete und Schritte abzusprechen. Die Ausstrahlung des Beitrags erfolgte schließlich nur einen Tag später im Rahmen der Sendung „MDR um 2 – Der starke Osten“. Die Resonanz auf diesen 3-minütigen und wunderbaren Clip war großartig.

https://www.mdr.de/video/mdr-videos/f/video-736060.html

An dieser Stelle möchte ich mich für die durchweg positiven und tollen Nachrichten bedanken, welche mich aus den verschiedensten Ecken der Welt, besonders aus der Heimat, erreichten. Ich fühle mich geehrt und bin zutiefst dankbar für die bereits von vielen Menschen zugesagte Unterstützung. Fazit: sie existieren noch – die Menschlichkeit und Nächstenliebe. Das macht Hoffnung und letztlich viel Freude. 

Ein zweites Paket, darin befinden sich hauptsächlich Fußballschuhe, ist bereits auf dem Weg nach Afrika. Die Versandkosten und die in Tansania anfallenden Paketsteuern haben Andrea und Lisa von AnLi-Fotografie übernommen. Die beiden Freundinnen betreiben seit 2020 in Ilmenau ein Fotostudio mit einem kleinen schnuckligen Laden. By the way: es sind die besten und tollsten Fotografinnen, die ich kenne 😉  

Auf die Frage warum sie dieses von mir langfristig angelegte Projekt unterstützen, antworteten sie: „Wir freuen uns über glückliche Kinder, die sich riesig über ein paar Bälle und Schuhe freuen, die für unsere Kids hier in Deutschland fast schon selbstverständlich sind.“ Dass die finanzielle Hilfe der beiden Fotografinnen ordnungsgemäß verwendet und die Sachspenden zahlreicher Vereinsmitglieder und ihrer Eltern dort ankommen, wo sie benötigt werden, nämlich bei den jungen Spieler*innen des South Boma FC, das kann ich mit gutem Gewissen garantieren. 

Während sich das besagte zweite Paket auf die über 10.000 Kilometer lange Reise nach Ostafrika macht, schmiede ich, gemeinsam mit meinen beiden Freunden Hilary und Ulomi, dem Coach Fanuel und den Fußballern des South Boma FC, Pläne für die Zukunft. Der Verein, der bisher ein loser Zusammenschluss fußballbegeisterter Menschen ist, soll in Kürze registriert werden. Damit ist die Teilnahme am Spielbetrieb der regionalen (untersten) Liga möglich. Ein erster und wichtiger Schritt. Des Weiteren werden wir versuchen, in Absprache mit den Behörden, einen Stück Land zu erhalten, um dort einen eigenen und permanent Fußballplatz zu etablieren. Bisher nutzt der FC den steinigen und staubigen Sportplatz einer ortsansässigen Grundschule. Perspektivisch soll den sehr talentierten Spieler*innen die Möglichkeit geboten werden, eine qualitativ hochwertige Fußballausbildung zu genießen, was in Tansania nur in wenigen dafür vorgesehenen Akademien möglich ist. Ein Besuch jener ist für die allermeisten Jungen und Mädchen unmöglich, da unbezahlbar. Gedanken um den Bau eines Vereinshauses sowie die Implementierung des einen oder anderen Bildungsprojekts gibt es ebenfalls. Doch bis das soweit ist, wird es wohl noch einige Monate, möglicherweise Jahre, dauern. In der Zwischenzeit sind es die kleinen Dinge, die hier zählen und mit viel Dankbarkeit und großer Freude gesehen werden.  

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